Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Familienmanagertreffen

Profis für Familienfreundlichkeit: Auftakt zu regionalen Netzwerktreffen in Höxter

Am 07.11.2012 trafen sich die Familienmanagerinnen und Familienmanager aus der Region Ostwestfalen-Lippe erstmals zu einem regionalen Austausch. Im Fokus der Veranstaltung stand vor allem die Familienpolitik im ländlichen Raum.

 

Von regionaler Kooperation und Austausch profitieren

Das Netzwerk der Familienmanagerinnen und Familienmanager wächst beständig – über 120 Absolventinnen und Absolventen des Zertifikatskurses „Kommunales Management für Familien“ sind derzeit in Nordrhein-Westfalen aktiv. Für einen intensiveren Kontakt untereinander sollen nun auch auf regionaler Ebene Treffen stattfinden: Kürzere Wege, der geschärfte Blick in die Nachbarkommunen und Kreise bieten einen erheblichen Mehrwert.

 

Familienpolitik in Höxter

Der Auftakt der regionalen Treffen fand in Höxter statt: „Die Kommunen bei uns hier im östlichen Nordrhein-Westfalen sind besonders durch ländliche Strukturen geprägt – das stellt spezielle Anforderungen an die kommunale Familienpolitik“ erklärte der gastgebende Familienmanager Klaus Schumacher (Beigeordneter der Stadt Höxter). Im Fokus der Veranstaltung stand daher vor allem die Familienpolitik im ländlichen Raum.
Brigitte Husemann vom Familienbüro der Stadt Höxter skizzierte die umfangreichen Aktivitäten der Einrichtung. Das Familienbüro ist Anlaufstelle für Familien und hat Koordinationsfunktionen für die Akteure vor Ort. Für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger ist es Dreh- und Angelpunkt. Es koordiniert das Lokale Bündnis für Familie und Generation, begleitet den Behindertenbeirat sowie das Jugendparlament und dient zudem als Anlaufstelle für die Seniorensprecher.

 

Erfahrungen mit Partizipation

Auch die anderen Teilnehmenden berichteten von ihren Erfahrungen mit verschiedenen Formen der Bürgerbeteiligung. Einigkeit bestand darin, dass nur ernst gemeinte und dauerhafte Beteiligung eine Kultur schafft, von der alle profitieren können. Vor allem die Anfänge könnten jedoch problematisch sein, wie das Beispiel eines neu gegründeten Behindertenbeirats zeigte: Hier wurde die Benachteiligung, die diese Bevölkerungsgruppe in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, deutlich artikuliert. Daraufhin musste klargestellt werden, dass den durchaus berechtigten Forderungen kurzfristig kaum nachzukommen sei. Hier wurde ersichtlich, dass alle Beteiligten einen langen Atem benötigen, um nachhaltig für eine Verbesserung der Situation sorgen zu können.
Die Partizipation von Jugendlichen stelle besondere Anforderungen, berichteten die Teilnehmenden. Hier sei vor allem die langfristige Einbindung problematisch. Jugendparlamente oder -beiräte zeichneten sich häufig durch eine hohe Fluktuation aus. Eine vor allem projektbezogene Beteiligung sei hier häufig besonders fruchtbar. Viele Jugendparlamente, so der Eindruck einiger Teilnehmenden, litten unter einer sehr allgemeinen Ausrichtung. Speziellere Themen und kleinere Projekte könnten oftmals mehr bewirken. Es zeigte sich, dass unterschiedliche Organisationsformen der Jugendpartizipation möglich sind: Während in der einen Kommune die Einbindung vor allem über die Schülervertretungen gewährleistet und an eine Teilnahme an kommunalen Sitzungen gekoppelt wird, hat man in einer anderen Kommune das Jugendparlament abgeschafft und durch monatliche Treffen zu ganz bestimmten Projekten ersetzt.
Klaus Schumacher stellte im Anschluss das Familienfest in Höxter vor. Das Besondere an diesem Familienfest ist, dass es in Kooperation sowohl mit freien Trägern und Vereinen als auch mit gewerblichen Partnern vorbereitet und durchgeführt wurde. Das erste Familienfest dieser Art fand im Sommer 2012 statt. Aufgrund des großen Anklangs ist eine Wiederholung im nächsten Jahr geplant.

 

Das Audit familiengerechte Kommune

Eine Möglichkeit, wie „Familie“ als Thema in einer Kommune unabhängig von Legislaturperioden verstetigt und strategisch ausgerichtet werden kann, erläuterte Beatrix Schwarze, Geschäftsführerin des Vereins familiengerechte Kommune e.V.. Das „Audit familiengerechte Kommune“ ist als prozessorientiertes Instrument angelegt und setzt an der jeweiligen Situation vor Ort an. Dabei geht es nicht um ein „Ranking“ der Kommunen, sondern darum, einen Prozess innerhalb der Verwaltung zu initiieren, der durch einen Ratsbeschluss Verbindlichkeit erhält. Dabei werden im Rahmen der Auditierung die Handlungsfelder „Steuerung, Vernetzung und Nachhaltigkeit“,  „Familie und Arbeitswelt“, „Betreuung, Bildung und Erziehung“, „Beratung und Unterstützung“, „Wohnumfeld und Lebensqualität“ und „Senioren und Generationen“ systematisch bearbeitet. Die Familienmanagerinnen und Familienmanager begrüßten besonders, dass die kommunalen Aktivitäten auf der Grundlage der Analyse konsequent auf die vom Rat verabschiedeten Ziele ausgerichtet werden können. Dies stelle vor allem vor dem Hintergrund der knappen finanziellen Ressourcen eine Bereicherung dar.

 

Weitere Akteure ins Boot holen: Kooperationen mit der Wirtschaft sind möglich und wichtig

Eine weitere Chance, familiengerechte Bedingungen zu schaffen, ist eine verstärkte Kooperation mit der vor Ort ansässigen Wirtschaft. Unternehmen, so die allgemeine Wahrnehmung der Teilnehmenden, erkennen zunehmend die Bedeutung einer gelungenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf für sich und öffnen sich für Kooperationen. Wichtig sei dabei jedoch, sich auf die „Logik“ von Unternehmen einzulassen. Ökonomisches Denken sei gefragt: Am leichtesten komme man in Bereichen in Kontakt, in denen die Kommune besser aufgestellt ist als die potenziellen Partner aus der Wirtschaft und dort, wo zudem Expertenwissen gefragt ist. Hier bestehe die Chance, sich als wertvoller Kooperationspartner zu etablieren.

 

Gute Ideen – positive Bilanz des ersten Treffens

Am Ende des ersten regionalen Treffens der Familienmanager der Region rund um Ostwestfalen-Lippe waren sich die Teilnehmenden einig: Der Austausch ist ein Gewinn für die praktische Arbeit.
Besonders die „kleinen“ Ideen und Projekte, die man von anderen übernehmen könnte, seien wichtige Anregungen für die Gestaltung vor Ort. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren beispielsweise folgende Projekte:
  • Weltreise: Familien mit Zuwanderungsgeschichte öffnen an einem Nachmittag ihre Wohnungen für Grundschulkinder und bringen ihnen ihre Kultur näher.
  • Eltern-Wellness-Wochenende: Ein Wochenendangebot, dass Familien vom Alltagsstress entlasten und Möglichkeiten für den zukünftigen Umgang mit Stress vermitteln soll.
  • Naschgarten: Ein Beet, auf dem Kinder mit Betreuern Gemüse und Obst anbauen, pflegen und ernten.
In Zukunft sollen die Treffen des Netzwerks jedes Mal in einer anderen Kommune der Region stattfinden, um die jeweiligen familienpolitischen Gegebenheiten vor Ort besser kennen zu lernen. Das nächste Treffen wird im Kreis Lippe stattfinden.
Nach dem produktiven und positiven Verlauf dieser Auftaktveranstaltung ist geplant, 2013 landesweit regionale Treffen zu initiieren.


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