Beteiligung
Beteiligung von Familien
- Zentrale Thesen: Besonderheiten der Lebensform „Familie“ und ihre Bedeutung für Beteiligungsprozesse
- Ansprache von Familien in einem benachteiligten Stadtteil: der Planerladen Dortmund e.V.
- Strategische Einbindung von Beteiligung und Engagement zur Gestaltung des demografischen Wandels: das Engagementkonzept der Stadt Altena
- Beteiligung stärken und strategisch planen: aktuelle Entwicklungen in der Stadt Oberhausen
- Erfahrungen der Teilnehmenden
Die Beteiligung von Familien im Rahmen der örtlichen Familienpolitik wird vielerorts bereits als wichtiger und richtiger Weg angesehen: für die Entwicklung bedarfsgerechter Maßnahmen, zur Aktivierung von Potenzialen im Sinne einer Empowerment-Strategie und zur Schaffung von Akzeptanz für Angebote und Maßnahmen. Aber die Praxis zeigt: die Beteiligung von Familien ist oft nicht ganz einfach – eine zu geringe Teilnahme oder eine Beteiligung von überwiegend bildungsnahen Familien sind Erfahrungen, von denen kommunale Akteure immer wieder berichten.
Wie kommt es, dass es oftmals schwer fällt Familien vor Ort einzubinden und zu aktivieren? In ihrem Vortrag stellte Dr. Angelika Engelbert, Leiterin des IQZ mögliche Antworten auf diese Frage vor. Ein wichtiger Aspekt, der im Rahmen des Vortrages deutlich wurde ist, dass sich die Besonderheiten des Sozialsystems „Familie“ auf die Bereitschaft, sich in örtliche Fragestellungen zu engagieren, auswirken.
Konkrete Projekte und Maßnahmen des Planerladen Dortmund e.V.
Das Spektrum der Ansprache ist vielfältig: Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe wurden in dem multikulturell geprägten Stadtteil Konfliktlotsen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund ausgebildet, die nun bei konkreten Problemen (mit Unterstützung des Planerladens) eine Moderationsfunktion übernehmen. In einem Jugendforum bringen Jugendliche ihre Ideen und Wünsche ein und lernen so, dass sie ihre Lebenswelt mitgestalten können. Durch eingerichtete Quartiersfonds können die Bewohnerinnen und Bewohner selbst entscheiden, wofür finanzielle Mittel in ihrem Stadtteil eingesetzt werden sollen.
Prägend für alle durchgeführten und entstehenden Aktivitäten sind grundlegende Instrumente und Maßnahmen:
NAIS: Erfahrungen und konkrete Maßnahmen
Die Koordination und Vermittlung des bürgerschaftlichen Engagements wird seit 2008 durch das ehrenamtlich entstandene und betriebene Generationenbüro „Stellwerk“ organisiert.
Im Laufe der Zeit sind in den verschiedenen Aktionsgruppen, die durch das Büro zentral koordiniert werden, zahlreiche Projekte angestoßen und umgesetzt worden. Das Spektrum reicht von Vorlese- und Handarbeitspaten über die Ausbildung von sogenannten Behörden- und Integrationslotsen bis hin zu Stadtführungen speziell für Jung und Alt. Allen Projekten gemeinsam ist, dass die Ideen aus den Aktionsgruppen selbst stammen. Besonders im Fokus der Projekte steht dabei die Beziehung zwischen den Generationen.
Darüber hinaus möchte man auch in Altena möglichst niedrigschwellige Zugänge schaffen und die Menschen in ihren Stadteilen erreichen und mobilisieren. Um dies zu erreichen, hat das Stellwerk auch auf Stadtteilebene verschiedene Aktionsgruppen installiert, die sich die Förderung einer aktiven Nachbarschaft in den Quartieren auf die Fahnen geschrieben haben.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Projektorganisation und die zahlreichen Maßnahmen von NAIS:
Stefanie Hensel von der Stadt Altena begleitet und unterstützt das Team der ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Generationenbüros bei ihrer Tätigkeit. Die Erfahrungen, die sie dabei gesammelt hat, gab sie gerne weiter:
Auch die Stadt Oberhausen hat sich auf den Weg gemacht: Mit einem Beteiligungskonzept für den Sozialraum Sterkrade-Mitte hat sie ein Pilotprojekt durchgeführt, das auf kleinräumige Beteiligungsstrukturen setzt. Die Anfrage kam aus dem Stadtteil selbst: Im Rahmen einer Sozialraumkonferenz wurde Bedarf zur Stärkung der Beteiligung der Anwohnenden formuliert.
Julia Blümer vom Büro für Chancengleichheit berichtete über das Pilotprojekt und die ersten entstandenen Beteiligungsstrukturen.
Für die Erarbeitung wurde zum einen eine Steuerungsgruppe innerhalb der Stadtverwaltung eingerichtet und zum anderen ein Gremium mit den wichtigsten Akteuren (Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen, Wohlfahrtsverbänden, Religionseinrichtungen etc.) des Stadtteils gegründet. Nach einer Analyse der bestehenden Bedarfe und Möglichkeiten wurde in vier Arbeitsgruppen an folgenden Maßnahmen gearbeitet, um die Beteiligung kurzfristig zu stärken:
In allen Beiträgen der Referentinnen wurde die Bedeutung der kleinräumlichen Vorgehensweise und Ansprache für gelingende Beteiligungsprozesse hervorgehoben. Darüber hinaus zeigte sich, das die Verstetigung einer Beteiligungskultur und eine strategische Einbindung in die kommunale Gesamtausrichtung ein wichtiges Anliegen der Kommunen ist – die Wege die hierbei beschritten werden (können) unterscheiden sich jedoch, wie an den Beiträgen aus Altena und Oberhausen deutlich wurde. Die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger bereits in einer konzeptionellen Phase wird dabei in jedem Fall als zentral angesehen.
In der anschließenden Arbeits- und Diskussionsphase trugen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Einschätzungen bezüglich der Beteiligung von Familien zusammen. Für eine gelingende Einbeziehung von Familien kristallisierten sich folgende Aspekte heraus:
Autorin:
Vanessa Gaffron
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Informations- und Qualifizierungszentrums für Kommunen (IQZ) am Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) der Ruhr-Universität Bochum.
Erstellungsdatum: 16.02.2012
Wie kommt es, dass es oftmals schwer fällt Familien vor Ort einzubinden und zu aktivieren? In ihrem Vortrag stellte Dr. Angelika Engelbert, Leiterin des IQZ mögliche Antworten auf diese Frage vor. Ein wichtiger Aspekt, der im Rahmen des Vortrages deutlich wurde ist, dass sich die Besonderheiten des Sozialsystems „Familie“ auf die Bereitschaft, sich in örtliche Fragestellungen zu engagieren, auswirken.
Zentrale Thesen: Besonderheiten der Lebensform „Familie“ und ihre Bedeutung für Beteiligungsprozesse
- Besonders junge Familien sind in der „Rush-Hour“ des Lebens. In dieser Phase liegen viele wichtige Entscheidungen und Verpflichtungen an und das Leben ist oft durch chronische zeitliche Überlastung geprägt – die Zeit für Engagement ist daher generell knapp.
- Die Themen und Interessen, die eine Familie bewegen sind durch die verschiedenen Familienphasen geprägt und unterliegen einem stetigen Wandel. Für die Beteiligung von Familien bedeutet dies: wenn die Umsetzung der durch Beteiligung ermittelten Empfehlungen nicht kurzfristig zu realisieren ist, kann es sein, dass die engagierten Familien von dem Ergebnis selber nur noch wenig profitieren. Dies wirkt sich negativ auf die Motivation aus.
- Von nicht geringer Bedeutung ist die spezifische Form der familialen Solidarität. Eltern ordnen ihre eigenen Interessen in aller Regel denen der Kinder unter: die Bereitschaft sich zu beteiligen ist daher bei Themen größer, die das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellen.
- Ein Großteil der Familien lebt in benachteiligten Sozialräumen. Hier werden die meisten Kinder geboren und hier wohnen die meistens Kinder. Der Gestaltungspessimismus der in benachteiligten Gebieten oftmals herrscht, erschwert die Aktivierung der Familien.
- Man muss sensibel mit der Situation von Familien umgehen. Beteiligung ist freiwillig und sollte stets unter der Prämisse: „Familiales geht vor“ stehen.
- Die Beteiligung von Familien sollte an Orten stattfinden an denen sich der Alltag der Eltern sowieso abspielt. (zeitliche Entlastung, keine zusätzlichen Wege)
- Projekte und Maßnahmen die „langen Atem“ brauchen, sollten möglichst mit kurzfristig realisierbaren Maßnahmen einhergehen, um Erfolge sichtbar zu machen und einen konkreten Gewinn für diejenigen Familien zu erzielen, die sich eingebracht haben.
- Beteiligungsprozesse, die vor allem Familien einbinden wollen, die in benachteiligten Stadtvierteln leben brauchen besondere Voraussetzungen und Ansprache um diese entsprechend aktivieren zu können.
Ansprache von Familien in einem benachteiligten Stadtteil: der Planerladen Dortmund e.V.
Wie in einem benachteiligten Stadtteil eine Kultur der Beteiligung entstehen kann, schilderte Tülin Kabis-Staubach vom Planerladen Dortmund: Bereits seit 1982 ist der Verein in der Dortmunder Nordstadt unterwegs, um die Bewohnerinnen und Bewohner zur Mitgestaltung ihres Quartiers zu ermutigen und zu qualifizieren. Das sind oft ganz kleine Schritte. Anstatt sich über die „Unordnung“ im Viertel zu ärgern, werden die Bewohner zum Beispiel nun zweimal jährlich selbst aktiv: An diesen Tagen wird der Sperrmüll und alles was sich angesammelt hat, von den Bewohnern zusammengeräumt und von der Müllabfuhr abgeholt.Was Tülin Kabis-Staubach in ihren umfangreichen Erfahrungen mit der Beteiligung und Aktivierung von Familien in der Dortmunder Nordstadt gelernt hat: Zentral für das Gelingen solcher Projekte ist, dass man dort ansetzt, wo die tatsächlichen Interessen der Bewohner bestehen und vielleicht schon erste eigene Initiativen entstanden sind. Die Menschen wissen selbst am besten, was sie brauchen und damit diese Interessen auch formuliert werden, bedarf es vor allem einer Vertrauensbasis. Persönlicher Kontakt vor Ort ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Im Sinne eines Quartiersmanagements hat der Planerladen daher z.B. eine Schuldnerberatung oder Jugendfreizeitstätten vor Ort eingerichtet. „Planen aus der Nähe“ ist das Motto, dem der Planerladen verpflichtet ist.Konkrete Projekte und Maßnahmen des Planerladen Dortmund e.V.
Das Spektrum der Ansprache ist vielfältig: Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe wurden in dem multikulturell geprägten Stadtteil Konfliktlotsen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund ausgebildet, die nun bei konkreten Problemen (mit Unterstützung des Planerladens) eine Moderationsfunktion übernehmen. In einem Jugendforum bringen Jugendliche ihre Ideen und Wünsche ein und lernen so, dass sie ihre Lebenswelt mitgestalten können. Durch eingerichtete Quartiersfonds können die Bewohnerinnen und Bewohner selbst entscheiden, wofür finanzielle Mittel in ihrem Stadtteil eingesetzt werden sollen.
Prägend für alle durchgeführten und entstehenden Aktivitäten sind grundlegende Instrumente und Maßnahmen:
- Quartiersmanagement als Schlüsselinstrument
- Dialogprozesse auf Augenhöhe anzetteln (Gelegenheitsstrukturen schaffen)
- Entscheidungen an Nachbarschaften delegieren (z.B. Quartiersbeirat)
- Niedrigschwellige Andockungsmöglichkeiten schaffen (vor Ort, unkomplizierter Zugang)
Strategische Einbindung von Beteiligung und Engagement zur Gestaltung des demografischen Wandels: das Engagementkonzept der Stadt Altena
Sinkende Geburtenraten und zunehmende Überalterung sind demografische Herausforderungen, die sich bereits in fast allen Kommunen zeigen. Die vom demografischen Wandel besonders betroffene Stadt Altena hat sich auf den Weg gemacht, diesen Herausforderungen gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern zu begegnen. Stefanie Hensel vom Generationenbüro Stellwerk stellte in ihrem Vortrag das hierfür entwickelte umfassende Engagementkonzept der Stadt vor. Unter dem Titel „Neues Altern in der Stadt“ (NAIS) wurde zunächst konzeptionell-strategisch die neue Generationenpolitik auf ein solides Fundament gestellt: die Erstellung eines Leitbildes und entsprechende Zukunftsszenarien mündeten schließlich in einem konkreten Maßnahmenkatalog. Das partizipatorisch erarbeitete „Entwicklungs- und Handlungskonzept (EHK)“ wurde 2007 beschlossen und beinhaltet über 300 konkrete Maßnahmen mit Finanz- und Zeitbezügen. Das Konzept zur Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements wurde dabei durch eine aktivierende Befragung flankiert. Diese Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger bereits in der Konzeptphase sei ein wichtiger Faktor für die weitere Bereitschaft zur Beteiligung gewesen, berichtete Frau Hensel. Interessierte Bürgerinnen und Bürger schlossen sich dann in einer Auftaktveranstaltung zu Aktionsgruppen zusammen. Daraus sind mittlerweile viele konkrete Projekte und Initiativen entstanden. Die Herangehensweise der Stadt Altena ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Förderung einer Beteiligungskultur als wichtiger Baustein einer gesamtkommunalen Strategie verankert werden kann.NAIS: Erfahrungen und konkrete Maßnahmen
Die Koordination und Vermittlung des bürgerschaftlichen Engagements wird seit 2008 durch das ehrenamtlich entstandene und betriebene Generationenbüro „Stellwerk“ organisiert.
Im Laufe der Zeit sind in den verschiedenen Aktionsgruppen, die durch das Büro zentral koordiniert werden, zahlreiche Projekte angestoßen und umgesetzt worden. Das Spektrum reicht von Vorlese- und Handarbeitspaten über die Ausbildung von sogenannten Behörden- und Integrationslotsen bis hin zu Stadtführungen speziell für Jung und Alt. Allen Projekten gemeinsam ist, dass die Ideen aus den Aktionsgruppen selbst stammen. Besonders im Fokus der Projekte steht dabei die Beziehung zwischen den Generationen.
Darüber hinaus möchte man auch in Altena möglichst niedrigschwellige Zugänge schaffen und die Menschen in ihren Stadteilen erreichen und mobilisieren. Um dies zu erreichen, hat das Stellwerk auch auf Stadtteilebene verschiedene Aktionsgruppen installiert, die sich die Förderung einer aktiven Nachbarschaft in den Quartieren auf die Fahnen geschrieben haben.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Projektorganisation und die zahlreichen Maßnahmen von NAIS:
Stefanie Hensel von der Stadt Altena begleitet und unterstützt das Team der ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Generationenbüros bei ihrer Tätigkeit. Die Erfahrungen, die sie dabei gesammelt hat, gab sie gerne weiter:
- Man braucht Kooperationspartner außerhalb der Verwaltung! Anfangen sollte man mit denjenigen, die sowieso schon offen sind für das Thema. Bedenkenträger können vielleicht durch funktionierende Projekte und Maßnahmen „ins Boot geholt“ werden.
- Die Wertschätzung der ehrenamtlich Tätigen ist zentral für den Aufbau eines nachhaltig funktionierenden Netzwerkes! Hierbei spielen persönliche Worte und die öffentliche Anerkennung eine wichtige Rolle. In Altena wird diese Wertschätzung beispielsweise mit einen Bürgerpreis und kleinen „Dankeschön- Steinen“ kommuniziert.
- Darüber hinaus ist es wichtig, auch Qualifizierungsangebote für die Engagierten bereitzustellen: Auch dies ist eine Art der Wertschätzung und kann einen zusätzlich Anreiz darstellen, aktiv zu werden.
Beteiligung stärken und strategisch planen: aktuelle Entwicklungen in der Stadt Oberhausen
Auch die Stadt Oberhausen hat sich auf den Weg gemacht: Mit einem Beteiligungskonzept für den Sozialraum Sterkrade-Mitte hat sie ein Pilotprojekt durchgeführt, das auf kleinräumige Beteiligungsstrukturen setzt. Die Anfrage kam aus dem Stadtteil selbst: Im Rahmen einer Sozialraumkonferenz wurde Bedarf zur Stärkung der Beteiligung der Anwohnenden formuliert.
Julia Blümer vom Büro für Chancengleichheit berichtete über das Pilotprojekt und die ersten entstandenen Beteiligungsstrukturen.
Für die Erarbeitung wurde zum einen eine Steuerungsgruppe innerhalb der Stadtverwaltung eingerichtet und zum anderen ein Gremium mit den wichtigsten Akteuren (Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen, Wohlfahrtsverbänden, Religionseinrichtungen etc.) des Stadtteils gegründet. Nach einer Analyse der bestehenden Bedarfe und Möglichkeiten wurde in vier Arbeitsgruppen an folgenden Maßnahmen gearbeitet, um die Beteiligung kurzfristig zu stärken:
- Bewegungs- und Begegnungsräume
Auf einem Schulhof sind regelmäßig stattfindende Veranstaltungen (z.B. Beachparty, Tauschbörse, Basteltage) für Kinder und Jugendliche initiiert worden. - Leitfaden für Bürgerbeteiligung
In verschiedenen Broschüren werden die wichtigsten und häufigsten Fragen rund um das Thema Beteiligung erörtert. Das Spektrum reicht dabei von der Darstellung der formell-gesetzlichen Beteiligungsmöglichkeiten in Oberhausen bis hin zu einer konkreten Anleitung, die Organisatoren dabei unterstützt, Beteiligungsprozesse möglichst optimal zu gestalten. - Sozialräumliches Informationssystem „wo-in-oberhausen“
Diese Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Erstellung einer Internetplattform, auf der die Einrichtungen des Stadtteils sich und ihre Leistungen präsentieren können – um so die Bürgerinnen und Bürger besser und aktueller über Aktivitäten und Mitwirkungsmöglichkeiten informieren zu können. - Einführung/Weiterentwicklung von Beteiligungsstrukturen
Die strategische Ausrichtung und Verstetigung einer Beteiligungskultur stand im Mittelpunkt dieses Vorhabens. Es wurde ein umfassendes Konzept dazu erarbeitet, wie die bereits stattfindenden Sozialraumgespräche weiter ausgebaut werden können und zusätzlich auch kleinräumige Gespräche auf Stadtteilebene eingeführt werden können.
In allen Beiträgen der Referentinnen wurde die Bedeutung der kleinräumlichen Vorgehensweise und Ansprache für gelingende Beteiligungsprozesse hervorgehoben. Darüber hinaus zeigte sich, das die Verstetigung einer Beteiligungskultur und eine strategische Einbindung in die kommunale Gesamtausrichtung ein wichtiges Anliegen der Kommunen ist – die Wege die hierbei beschritten werden (können) unterscheiden sich jedoch, wie an den Beiträgen aus Altena und Oberhausen deutlich wurde. Die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger bereits in einer konzeptionellen Phase wird dabei in jedem Fall als zentral angesehen.
Erfahrungen der Teilnehmenden
In der anschließenden Arbeits- und Diskussionsphase trugen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Einschätzungen bezüglich der Beteiligung von Familien zusammen. Für eine gelingende Einbeziehung von Familien kristallisierten sich folgende Aspekte heraus:
- Kontakt herstellen und halten
Auch die Erfahrungen der Teilnehmenden zeigen, wie wichtig die persönliche Ansprache der Familien ist. Der Aufbau und die Pflege eines Vertrauensverhältnisses seien für den Erfolg von Beteiligungsprozessen entscheidend – dazu gehöre es auch, die Ergebnisse die im Prozess entstehen entsprechend ernst zu nehmen und umzusetzen. - Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für das Beteiligungsverfahren
Transparenz wurde als einer der Schlüsselfaktoren für gelingende Beteiligungsprozesse eingestuft. Ziel, Nutzen und Umfang der Beteiligung sollten – genau wie der zur Verfügung stehende Gestaltungsspielraum – im Vorfeld klar kommuniziert werden. Wichtig sei hierbei vor allem der Dialog mit den Mitwirkenden: Begrenzte Ressourcen und Realisierbarkeit der artikulierten Wünsche müssten offen thematisiert werden und würden dann keineswegs problematisch. Genauso entscheidend für den Erfolg sei die richtige Wahl von Zeit und Raum – eine Orientierung an der Lebenswelt der Familie sei hier ausschlaggebend. - Bedarfsorientierung
Auch die Erfahrungen der Teilnehmenden unterstrichen noch einmal das, was die Expertinnen bereits in ihren Vorträgen geschildert hatten: Beteiligung macht nur dann Sinn, wenn sie sich an den (unterschiedlichen) Lebenslagen der Familien orientiert und tatsächliche Probleme und Interessen aufgreift. Von „Oben“ verordnete Beteiligung funktioniere nicht nachhaltig, wie verschiedene Beispiele, wie z.B. die gescheiterte Einrichtung eines Jugendparlamentes, zeigten. - Bedingungen der Mitwirkung
Für die Beteiligung von Familien sei die Freiwilligkeit und die flexible Gestaltung der Mitarbeit ein oberstes Gebot. Es müsse an jedem Zeitpunkt möglich sein, das Engagement zu beenden, ohne deswegen ein schlechtes Gefühl vermittelt zu bekommen. Der Wille zum Engagement sei oftmals vorhanden, aber die zeitlichen Ressourcen würden ein Engagement verhindern – dies zeigte sich z.B. auch in einer kommunalen Jugendbefragung in der über die Hälfte der nicht-engagierten Jugendlichen angaben, Interesse an einer Beteiligung zu haben, dies aber wegen Zeitmangel nicht realisieren könnten. - Zielgruppe
Deutlich artikuliert wurde, dass die Zielgruppe „Familie“ unterschiedliche Mitglieder habe und damit auch verschiedene Interessenlagen mit sich bringe. Beteiligungsprozesse, die die Lebensqualität von Familien verbessern wollen, müssten daher gezielt Themen aufgreifen, die für einzelne Familienmitglieder von entscheidender Bedeutung sind.
Autorin:
Vanessa Gaffron
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Informations- und Qualifizierungszentrums für Kommunen (IQZ) am Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) der Ruhr-Universität Bochum.
Erstellungsdatum: 16.02.2012