Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Projekte und Maßnahmen zur Förderung der Erwerbstätigkeit von Alleinerziehenden

von Angelika Engelbert, Vanessa Gaffron und Joscha Link

Viele Unterstützungsangebote für Alleinerziehende setzen an ihrer materiellen Benachteiligung und am erhöhten Armutsrisiko an. Durch mehrere Bundesprogramme und kommunale Initiativen wurde die (Wieder)Aufnahme einer Erwerbstätigkeit gefördert.
Mit Blick auf die Lebenssituation von Alleinerziehenden fallen vor allem deren deutliche materielle Benachteiligung und ein erhöhtes Armutsrisiko auf. Auch in der subjektiven Sicht auf die eigene Situation steht das Thema Finanzen ganz oben. Ein entscheidender Faktor für die finanzielle Lage ist das eigene Erwerbseinkommen der Alleinerziehenden. An der (Wieder)Aufnahme einer Erwerbstätigkeit setzten deshalb in den letzten Jahren mehrere Initiativen auf der Bundesebene an. Diese haben die Entwicklung von Ideen und Maßnahmen auf der kommunalen Ebene maßgeblich geprägt. Träger der Grundsicherung haben dabei mit anderen kommunalen oder gemeinnützigen Einrichtungen und freien Trägern zusammengearbeitet, um durch eine Aktivierung, Integration, und Stabilisierung von hilfebedürftigen Alleinerziehenden deren Zugang zum Arbeitsmarkt zu verbessern.

 

Die ESF-Programme des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Mit dem Ideenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurden im Zeitraum 2009 bis 2012 bundesweit insgesamt 77 Projekte aus Mitteln des ESF und des Bundes gefördert – 18 davon in Nordrhein-Westfalen. Der Wettbewerb setzte an der Frage an, „ob diese Angebote auf die zielgruppenspezifischen Bedarfe der Alleinerziehenden zugeschnitten sind“ (Broens u.a. o.J.: 1). Er richtete sich dabei auf den Arbeitsmarktzugang für Alleinerziehende im SGB II-Bezug und sollte vor allem Projekte mit innovativen Herangehensweisen unterstützen. An den weitaus meisten Projektstandorten lag die Trägerschaft bei freien Trägern, die immer mit den Jobcentern kooperierten. Weitere Projekte lagen in alleiniger Trägerschaft der Jobcenter. Besonders wichtige Kooperationspartner waren dabei die Jugendämter, vor allem für die Gewährleistung einer passgenauen Kinderbetreuung.

Die konkrete Arbeit der Projekte bestand zumeist in einem umfassenden Profiling und – je nach Bedarf der Alleinerziehenden – in weiteren Unterstützungsmaßnahmen wie Aktivitäten zur persönlichen Stabilisierung und Aktivierung, zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung sowie Vermittlungsaktivitäten. Dabei fanden bei den meisten Projekten sowohl feste Kursformate in Gruppen als auch individuelle Einzelbetreuung Anwendung.

 Projekte in Nordrhein-Westfalen

- AgfA - Agentur für Alleinerziehende aktiv 1 (Kreis Borken)
- Gute Arbeit für Alleinerziehende im Kreis Siegen-Wittgenstein aktiv 1 Kreis Siegen-Wittgenstein)
- Gute Arbeit für Alleinerziehende aktiv 1 (Kreis Herford)
- CompAS - Gute Arbeit für Alleinerziehende aktiv 1 (Duisburg)
- Aladin – Alleinerziehende auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft integriert aktiv 1 (Kreis Minden-Lübbecke)
- IdA-iTz Integration durch Arbeitsaufnahme in Teilzeit aktiv 1 (Rhein-Kreis Neuss)
- JobNet Alleinerziehende Gelsenkirchen aktiv 1 (Gelsenkirchen)
- JobNet Alleinerziehende Recklinghausen aktiv 1 (Recklinghausen)
- JobOffensive Alleinerziehende im Kreis Unna aktiv 1 (Kreis Unna)
- KENNE Gute Arbeit in Düsseldorf aktiv 1 (Düsseldorf)
- Kölner Alleinerziehende im Aufbruch aktiv 1 (Köln)
- Neue Wege vor Ort - Alleinerziehende werden aktiv aktiv 1 (Stadtteile Dorstfeld und Wickede)
- Return (Wende-Möglichkeit) aktiv 1 (Hochsauerlandkreis)
- Start & Win aktiv 1 (Kreis Mettmann)
- ULLA - Unterstützung langzeitarbeitsloser lippischer Alleinerziehender aktiv 1 (Kreis Lippe)
- VIA - Vermittlung und Integration Alleinerziehender aktiv 1 (Mülheim an der Ruhr)
- Vorfahrt für Alleinerziehende aktiv 1 (Kreis Kleve)
- WERDE - Wirkungskreis erweitern durch Erwerbstätigkeit aktiv 1 (Dortmund)



Im Rahmen der Projektbegleitung wurden wichtige Erfolgsfaktoren in der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden identifiziert (vgl. Broens u.s. o.J.).
  • Durch eine ganzheitliche und zielgruppenspezifische Betreuung können die persönlichen Lebensumstände der Alleinerziehenden besser gesehen und im Integrationsprozess berücksichtigt werden. Feste Ansprechpersonen können dadurch zum Dreh- und Angelpunkt für Angebote und Integration werden.
  • Wichtig ist eine bedarfsgerechte berufliche Orientierung und Qualifizierung. Hierzu gehört ein umfassendes Profiling mit Blick auf die persönliche Situation der Alleinerziehenden. Eine möglichst praxisnahe Ausrichtung der Aktivitäten, die auch Rücksicht auf die Betreuungszeiten der Kinder nimmt, ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg.
  • Gezielte Arbeitgeberansprache und individuelle Unterstützungsangebote wie etwa Stellenakquise tragen zur erfolgreichen Vermittlung von Alleinerziehenden bei.
  • Zentral für die Arbeit der Modellprojekte war die Gewährleistung von Vereinbarkeit. Vor allem eine gesicherte Kinderbetreuung ist hierfür eine ganz wichtige Voraussetzung, aber auch der Rückgriff auf unterstützende soziale Netzwerke. Über eine möglichst praktische Heranführung an Betreuungsmodelle können existierende Vorbehalte der Alleinerziehenden besonders gut überwunden werden. In diesem Zusammenhang erwies sich die Kooperation mit den Jugendämtern als besonders erfolgversprechend.

In den Jahren 2011-2013 lief das ebenfalls vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aufgelegte Programm „Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende“. Auch hier standen arbeitsmarktpolitische Themen im Vordergrund, allerdings setzte dieses Programm ausschließlich auf der strukturellen Ebene an. Zielgruppe des Programms waren sowohl arbeitslose als auch beschäftigte Alleinerziehende. Das Fördervolumen betrug 25 Millionen Euro. Die zentrale Frage für die Arbeit vor Ort lautete: „Kann in den jeweils bestehenden Unterstützungsstrukturen vor Ort noch ein Mehr für Alleinerziehende und ihre Familien erreicht werden?“ (BMAS 2013:72)

Bei diesem Programm wurde der Vernetzungsaspekt weiter verfolgt: an den Projektstandorten stand der Auf- und Ausbau von lokalen oder regionalen Netzwerken im Vordergrund. An 102 Projektstandorten, davon 20 in Nordrhein-Westfalen, wurden Netze von mindestens drei Netzwerkpartnern, von denen mindestens einer gesetzlicher Leistungsträger der aktiven Arbeitsmarktpolitik (Jobcenter oder Agentur für Arbeit) sein musste, unterstützt.

 Projekte in Nordrhein-Westfalen

- Aktiv A – Aktivbündnis für Alleinerziehende im Rhein-Kreis Neuss (Rhein-Kreis Neuss)
- Arbeitgeber-Netzwerke net(t) for ME (Kreis Mettmann)
- Beruflicher Wiedereinstieg für Alleinerziehende in Dortmund (Dortmund)
- Düsselnetz für Alleinerziehende (Düsseldorf)
- Forum Alleinerziehende in der StädteRegion Aachen (StädteRegion Aachen)
- Job und Kids (Hamm)
- Jobkompass RAN (Remscheid)
- KANZ – Kölner AlleinerziehendenNetzwerk Zukunft (Köln)
- LückenLOS (Arnsberg, Olsberg, Hochsauerlandkreis)
- MEO für Alleinerziehende - Perspektiven sehen – vernetzt handeln (Region Mühlheim an der Ruhr - Essen - Oberhausen)
- Mönchengladbacher Allianz für Alleinerziehende zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Mönchengladbach)
- NAVI - Netzwerk Alleinerziehende verantwortungsvoll integrieren (Bielefeld)
- Net Gelsenkirchen - Wirksame Hilfen für Alleinerziehende (Gelsenkirchen)
- Netzwerk 4B (Hagen)
- Netzwerk A – Wirksame Hilfen für Alleinerziehende in Bochum – insbesondere mit Kindern unter 7 Jahren (Bochum)
- Netzwerk Alleinerziehende Duisburg (Duisburg)
- Netzwerk für Alleinerziehende im Kreis Herford (Kreis Herford)
- Netzwerk Mono-Mig EN/Ruhr - Ruhrüberschreitende Hilfen für Alleinerziehende mit Zuwanderungshintergrund (Ennepe-Ruhr Kreis/ Bochum Süd)
- NewA – Netzwerk wirksamer Hilfen für Alleinerziehende in Herne (Herne)
- Wuppertaler Netzwerk für Alleinerziehende (Wuppertal)


Mit Hilfe der Förderung sollte ein ganzheitlicher Unterstützungsansatz verfolgt werden. Dazu sollten die lokalen Träger der Arbeitsmarktpolitik, der Kinder- und Jugendhilfe und anderer öffentlicher Leistungen stärker miteinander kooperieren, im Idealfall auch mit weiteren Trägern. Dem Programm liegt die Annahme zu Grunde, dass nicht die fehlenden Angebote ein Problem sind, sondern dass die vorhandenen Angebote häufig nicht bekannt oder schlecht koordiniert sind. Ziel des Programms war es daher, die Akteure vor Ort zu vernetzen und ihre Angebote für Alleinerziehende besser zu koordinieren und weiterzuentwickeln. Dabei sollten Synergien entstehen und Angebotslücken geschlossen werden.

Obwohl in den beteiligten Netzwerken jeweils passgenaue individuelle Lösungen gesucht wurden, können vier Schwerpunkte der Vernetzungsarbeit in diesem Programm identifiziert werden (BMAS 2013: 74f):
  • Bestands- und Bedarfsanalysen (z.B. anhand von Datenauswertung und Befragungen)
  • Dienstleistungsketten und Schnittstellenoptimierung (z.B. Anlaufstellen oder Lotsensysteme)
  • Informationsangebote (z.B. Websites oder Treffs)
  • Organisation von Teilzeitausbildung
Wichtige Voraussetzungen für den Erfolg der Arbeit waren (neben einer anerkannten Koordination und einer funktionsfähigen operativen Ebene) vor allem die Mitwirkung der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, der Geschäftsführungen – vor allem der Jobcenter – an der Steuerung der Netzwerke und die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.

 

Weitere Bundesprogramme

Im Jahr 2009 startete – als Teil der kooperativen Partnerschaft „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales – das Projekt des Bundesfamilienministeriums „Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende“. Ziel des Projekts war es, Alleinerziehende bei der Arbeitssuche und im Erwerbsleben zu unterstützen. Auch hier lagen also arbeitsmarktpolitische Anliegen im Blickpunkt.

Zwölf Projektstandorte – ausgewählt aus 270 Bewerbungen – wurden mit jeweils 40.000 Euro unterstützt. Im Mittelpunkt dieser Projekte stand zum einen die individuelle Förderung bei der Arbeitssuche – beispielsweise durch Coaching und Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote –, zum anderen sollte eine verlässliche und bedarfsgerechte Kinderbetreuung aufgebaut werden. Um diese Ziele zu erreichen, wurde die bessere Vernetzung der betreffenden Akteure in sogenannten „Produktionsnetzwerken“ angestrebt.

In Nordrhein-Westfalen wurden zwei Standorte gefördert: Das MGH – Mütterzentrum Dortmund e.V. (Schwerpunkte: Koordination von Kinderbetreuungsangeboten; Beratung, Qualifizierung und Vermittlung Alleinerziehender) und die VHS Solingen (Schwerpunkte: Aufbau einer unterstützenden Infrastruktur, u. a. durch bedarfsgerechte Kinderbetreuung; Anbindung an Lokales Bündnis für Familien).

Im Sommer 2012 startete eine weitere Kampagne des Bundesarbeitsministeriums „Beschäftigungschancen für Alleinerziehende erschließen“ – erneut in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Im Rahmen einer Fachkräfteoffensive wurden in 20 Modellregionen Unternehmen angesprochen und über das Potenzial qualifizierter Alleinerziehender informiert. Die Kampagne richtete sich an Unternehmen, die Bedarf an Fachkräften hatten. Auch in dieser (einjährigen) Kampagne standen Netzwerke und Kooperationen im Mittelpunkt. In Nordrhein-Westfalen waren die Regionen Köln und Düsseldorf beteiligt.

Die Bundesinitiativen grenzen sich nur bedingt voneinander ab. Sie waren vor allem darauf ausgelegt, die (Wieder)Eingliederung von Alleinerziehenden in den Arbeitsmarkt zu fördern bzw. die Alleinerziehenden bei der Erwerbstätigkeit zu unterstützen und die Vernetzungsstrukturen zu stärken.

Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder die Ausweitung des realisierten Stundenumfangs stellt, wie bereits aufgezeigt, den wichtigsten Baustein zur Bekämpfung des Armutsrisikos von Alleinerziehenden und den damit verbundenen schlechteren Teilhabechancen dar. Insbesondere für Alleinerziehende im Leistungsbezug sind daher viele Maßnahmen und Projekte zu finden, die auf berufliche Integration abzielen. Die Aktivitäten der Kommunen in diesem Bereich sind stark durch die Ausrichtung und Förderlogik der Bundes- und Landesinitiativen und dabei vor allem durch die im Zeitraum von 2009 bis 2012 durchgeführten Projekte „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ und „Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende“ geprägt. Dies gilt auch für die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Einige von diesen Ideen und Projekte zur Unterstützung der Erwerbstätigkeit von Alleinerziehenden sowie weitere kommunale Beispiele werden im Folgenden kurz vorgestellt. Nähere Informationen hierzu finden sich jeweils auf den Seiten, die im Text verlinkt sind. Weitere Beispiele, die sich stärker auf die Unterstützung im Alltag der Alleinerziehenden beziehen, werden im Vertiefungstext „Hilfe und Unterstützung für Alleinerziehende im Alltag“ vorgestellt

 

Anlaufstellen für Alleinerziehende

In einigen Jobcentern wurden spezielle Anlaufstellen für Alleinerziehende geschaffen. Ausgehend von der Beobachtung, dass alleinerziehende Männer und Frauen oftmals besonders motiviert sind, eine Beschäftigung aufzunehmen, aber dabei häufiger mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert sind, wurden Anlauf- und Beratungsstellen eingerichtet, deren Angebot der besonderen Situation von Alleinerziehenden gerecht werden soll und Leistungen über das normale Maß hinaus erbringt. Zum Angebotsspektrum gehört neben der individuellen Beratung für den beruflichen (Wieder-)Einstieg und eines eventuellen Qualifizierungsbedarfs beispielsweise auch die Unterstützung bei der Suche einer passenden Kinderbetreuung. Beispiele für diese Anlaufstellen finden sich in Paderborn, im Kreis Soest oder der Städteregion Aachen. Die Beratungsstellen bieten jeweils unterschiedliche Leistungen an bzw. konzentrieren sich teilweise auf spezielle Gruppen von Alleinerziehenden. So richtet sich die Beratungsstelle in Mönchengladbach speziell an Alleinerziehende im SGB II-Bezug mit mindestens einem Kind unter drei Jahren. Im Kreis Lippe hat „ULLA“ vor allem die Langzeitarbeitslosen sowie spezielle Angebote für Alleinerziehende mit unter dreijährigen Kindern im Blick. Das Netzwerk „Mono-Mig EN/Ruhr“ bietet Ruhrüberschreitende Hilfen für Alleinerziehende mit Zuwanderungshintergrund und „VIA“ in Mülheim arbeitet auf Stadtteilebene.

 

Ansprache von Unternehmen

Die Ansprache und Einbindung von Unternehmen ist für die berufliche Integration Alleinerziehender und die Gestaltung einer familienfreundlichen Arbeitswelt unabdingbar, jedoch nicht immer ganz einfach. Verschiedene Kampagnen sind darum bemüht, Unternehmen auf die Potenziale von Alleinerziehenden als Arbeitskräfte aufmerksam zu machen und hierüber zum Teil bestehende einstellungshemmende Vorurteile (geringere Flexibilität, geringere Belastbarkeit), abzubauen. Die Kampagnen rücken die Kompetenzen und besonderen Stärken von Alleinerziehenden in den Blickpunkt oder zeigen Beispiele gelungener beruflicher Integration auf.

In Köln wurde im Rahmen der Kampagne „Beschäftigungschancen für Alleinerziehende erschließen“ eine gezielte Arbeitgeberansprache anhand von Bewerbungsmappen umgesetzt. Die Imagekampagne „Alleinerziehende können mehr“, im Kreis Mettmann und Düsseldorf bot verschiedene Dienstleistungen für Unternehmen an. Durch Infoveranstaltungen, Jobmessen und Seminare zum Thema „familienfreundliche Personalpolitik“ sollten Arbeitgeber sensibilisiert und für die Beschäftigung von Alleinerziehenden motiviert werden. Darüber hinaus stand den Unternehmen auch individuelle Beratung zu Fragen der Arbeitszeitmodelle, Teilzeitausbildung und Kinderbetreuungsangeboten zur Verfügung. Die Plakat-Kampagne „Alleinerziehend & Erfolgreich – Beispiel guter Praxis“ wurde im Kooperationsverbund der Städte Mülheim, Essen und Oberhausen realisiert. Neun verschiedene Plakate visualisieren unterschiedlich ausgerichtete erfolgreiche berufliche Integration Alleinerziehender. Die Plakate können kostenfrei bestellt oder online abgerufen werden. Zusätzlich kann die Imagekampagne auch als Wanderausstellung von interessierten Stellen angefordert werden.

Mit dem Fokus Wiedereinstieg ist in Duisburg die Beratungsleitstelle für Unternehmen aktiv. Die zentrale Anlaufstelle des „Netzwerkes W“(iedereinstieg) vermittelt Unternehmen kostenlose Beratung durch die entsprechenden Kooperationspartner bei Fragen zu verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten von Personalkosten bei Einstellung und Qualifizierung, der Arbeitsvertragsgestaltung und bei konkreten Problemen ihrer Beschäftigten mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

 

Kinderbetreuung

Alleinerziehende brauchen nicht einmal besonders exotische Arbeitszeiten zu haben, um bei der Kinderbetreuung in Bedrängnis zu geraten. „Schon eine Stunde am Tag, in der die Kinder nicht versorgt sind, macht besonders Alleinerziehenden große Probleme“, weiß Brigitta Brinker, Geschäftsstellenleiterin des Jobcenters in Aachen. In aller Regel sind Betreuungsangebote jedoch nicht speziell bzw. exklusiv für Alleinerziehende gedacht, sondern stehen allen Familien offen – auch wenn bei der Platzvergabe Kinder von berufstätigen Alleinerziehenden häufig bevorzugt aufgenommen werden.

Das Betreuungsmodell "Minimax“ in Bielefeld richtet sich vor allem an Unternehmen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit flexiblen oder atypischen Arbeitszeiten beschäftigt sind oder an Mitarbeitende, die frühzeitig aus der Elternzeit zurückkommen möchten. Die Betreuungsplätze in der Kinderstätte werden dabei von einzelnen Betrieben für ihre Mitarbeitenden gebucht. Finanziert durch eine Unternehmenspauschale von 295 Euro je Betreuungsplatz bietet die Kita ganzjährig erweiterte Öffnungszeiten von 6:30 bis 20:30 Uhr, verzichtet auf Schließungszeiten in den Ferien und an Feiertagen und garantiert eine Betreuung am Wochenende. Die Eltern zahlen dabei den üblichen einkommensabhängigen Elternbeitrag und können zudem als zusätzliche (kostenpflichtige) Serviceleistung einen Hol- und Bringdienst für ihre Kinder beanspruchen oder zusätzliche Betreuungszeiten auch außerhalb der Kita für beispielsweise Begleitung auf einer Geschäftsreise buchen.

Auf regelmäßig auftretende Betreuungsbedarfe in Randzeiten zielt KIRA (KInderbetreuung in RAnd- und Notzeiten) in Aachen ab. Mit Hilfe von Tagesmüttern können Eltern regelmäßig auftretende Randzeiten überbrücken, aber auch Hilfe in Notfällen erhalten. In zwei Kitas in Aachen wird dies in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen GmbH Picco-Bella anhand von ausgebildeten Tagespflegepersonen realisiert. Die Tagesmütter wurden zu diesem Zweck zu „geprüften Servicekräften für familienunterstützende Dienstleistungen“ weitergebildet. Die Fortbildung des Personals wurde durch das Jobcenter der Städteregion begleitet und – über Bildungsgutscheine – gefördert. Die Servicekräfte gehen zu den Familien nach Hause z.B. morgens, bevor Kindertagesstätte oder Schule öffnen; oder nachmittags, wenn die Eltern nach Kita-Schluss noch bei der Arbeit sind und betreuen dort die Kinder.


Autor/in:

Angelika Engelbert
Leiterin des Informations- und Qualifizierungszentrums für Kommunen (IQZ) am Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) der Ruhr-Universität Bochum.

Vanessa Gaffron
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Informations- und Qualifizierungszentrums für Kommunen (IQZ) des Zentrums für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) der Ruhr-Universität Bochum.

Joscha Link
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der FaktorFamilie GmbH in Bochum.

Foto: © CandyBox Images - Fotolia.com

Erstellungsdatum: 28.01.2014, letzte Aktualisierung am 28.01.2014