Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
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Leitbild

Familienpolitische Leitlinie der Stadt Dortmund

von Klaus Burkholz und Rainer Möller

Ein Beispiel für ein Leitbild, das mit Hilfe von Expertengesprächen, Runden Tischen und Zielfindungsworkshops mit Bürgern gemeinsam erarbeitet worden ist, stellt die Familienpolitische Leitlinie der Stadt Dortmund aus dem Jahr 2002 dar. Sie ist ein umfassendes Dokument politischer Ziele, die sich alle Beteiligten zur ganzheitlichen Förderung des Familienstandorts Dortmund auf die Fahnen geschrieben haben.

 

Erarbeitungs-„Chronologie“

Am 06.06.2000 beschloss der Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit der Stadt Dortmund,, einen familienpolitischen Workshop durchzuführen mit dem Ziel, eine familienpolitische Leitlinie zu entwickeln. Der von der Verwaltung entwickelten Konzeption des Workshops wurde in der Sitzung des Ausschusses am 12.09.2000 zugestimmt.

Am 21.11.2000 fand der Workshop „Familie in Dortmund“ im Rathaus statt. 80 Dortmunderinnen und Dortmunder diskutierten in drei Arbeitsgruppen darüber, in welche Richtung sich die kommunale Familienpolitik in Dortmund weiterentwickeln soll. An der Vorbereitung und Durchführung des Workshops waren das Frauenbüro, das Jugendamt und Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände beteiligt. Vorrangig, so das Ergebnis des Workshops, sollen die Themen „Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben“ und „familienfreundliche Stadtgestaltung“ bearbeitet werden.

Parallel stellten die sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Ratsfraktionen im Internet ihre Überlegungen zur Weiterentwicklung der Dortmunder Familienpolitik zur Diskussion. Von Mai bis September 2001 wurden die Ergebnisse des Wokshops „Familie in Dortmund“ im Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit in einer gemeinsamen Sitzung des Kinder- und Jugend- mit dem Schulausschuss und im Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen diskutiert.

Die Verwaltung wurde beauftragt, die beim Workshop definierten Schwerpunkte in Folgeveranstaltungen gemeinsam mit interessierten Dortmunderinnen und Dortmundern zu vertiefen. Die Belange von Familien mit behinderten Angehörigen sollten in der weiteren Diskussion in den Blick genommen werden, zudem auch der Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit sowie für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung mit dem Thema befasst werden.

Am 27.11.2001 fand der Workshop „Die familienfreundliche Stadt: Planen, Wohnen, Nachbarschaft“ im Rathaus statt. Das Wohnungsamt, der Eigenbetrieb Kulturbetriebe, das Stadtplanungsamt, das Stadtbezirksmarketing, das Agenda-Büro, die Familienbildungsstätten und das Kulturzentrum „balou e.V.“ wirkten an der Vorbereitung und Durchführung mit. Neben den familienpolitisch engagierten Dortmunderinnen und Dortmundern beteiligten sich Vertreterinnen und Vertreter der Dortmunder Wohnungswirtschaft und der Mieter- und Pächtervereine an der Diskussion. Die Ergebnisse des Workshops sind in den Entwurf der Leitlinie eingeflossen.

Am 22.02.2002 fand der Workshop „Familie heute: Arbeiten und Leben miteinander verbinden“ im Rathaus statt. Das Jugendamt, das Schulverwaltungsamt, die Regionalstelle Frau und Wirtschaft, das Frauenbüro, das Agenda-Büro und die Familienbildungsstätten wirkten an der Vorbereitung und Durchführung mit. Diesmal beteiligten sich neben den familienpolitisch engagierten Dortmunderinnen und Dortmunder Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmensverbänden und einzelner Unternehmen sowie der Gewerkschaften an der Diskussion. Die Ergebnisse des Workshops sind in den Entwurf der Leitlinie eingeflossen.

Bei der Veranstaltung des Frauenbüros zum Internationalen Frauentag 2002 am 08.03.2002 wurde interessierten Dortmunderinnen im Rahmen eines Forums angeboten, sich über die Entwicklung der „Familienpolitischen Leitlinie“ zu informieren und Anregungen zu deren möglichen Inhalten zu geben.

Der Entwurf der „Familienpolitischen Leitlinie“ wurde im Internet und bei einem Hearing am 19.06.2002 zur Diskussion gestellt; die Anregungen und Rückmeldungen sind in der jetzt vorliegenden Fassung der „Familienpolitischen Leitlinie für die Stadt Dortmund“ enthalten. Regelmäßig wurde der Prozess zur Entwicklung einer „Familienpolitischen Leitlinie“ mit den familienpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Ratsfraktionen sowie der Arbeitsgemeinschaft der Familienbildungsstätten besprochen.

Die „Familienpolitische Leitlinie für die Stadt Dortmund“ ist ein erster Baustein in der Weiterentwicklung der kommunalen Familienpolitik in Dortmund. Die Weiterentwicklung dieser Leitlinie und die Fortschreibung der kommunalen Familienpolitik mit anderen Schwerpunkten, z.B. der Situation von Familien mit älteren und/oder pflegebedürftigen Angehörigen, erfordert die Aufmerksamkeit und Zuarbeit des Rates, der Gremien des Rates und der Verwaltung.

Der Rat der Stadt Dortmund hat am 26.09.2002 die „Familienpolitische Leitlinie für die Stadt Dortmund“ beschlossen und die Verwaltung beauftragt, Familien im Sinne dieser Leitlinie in ihrer Tätigkeit zu unterstützen und sich an der Weiterentwicklung und Fortschreibung der familienpolitischen Leitlinie für die Stadt Dortmund zu beteiligen.

 

Umsetzung und weiteres Vorgehen

Die familienpolitische Leitlinie der Stadt Dortmund stellt die Familie in den Mittelpunkt kommunalen Handelns. Die Verantwortungsgemeinschaft für Dortmunder Familien umfasst alle gesellschaftlichen Gruppen, Akteure und die Familien selbst.

Der mit dem Beteiligungsprozess zur Erarbeitung der familienpolitischen Leitlinie begonnene Austausch zur Verbesserung der Situation Dortmunder Familien wird fortgesetzt:

Im "familienpolitischen Netzwerk", das Bürgerinnen und Bürger, Politik und Verwaltung umfasst, werden regelmäßig familienpolitische Fragestellungen erörtert und die Umsetzung der familienpolitischen Leitlinie begleitet. Das familienpolitische Netzwerk entscheidet sich für familienpolitische Leitprojekte und trifft dazu konkrete Arbeitsabsprachen. Die Geschäftsführung des Netzwerkes übernimmt der Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit und dessen Geschäftsführer/in.

Alle Angebote für Familien (Kultur, Schule, Beratung, Gesundheit, Bildung....) werden auf der Internetseite "Familie in Dortmund" als Informationsservice für Dortmunder Familien zusammengefasst.

Über die "Familienhotline" im neuen Callcenter der Stadtverwaltung können alle auf der Internetseite "Familie in Dortmund" erfassten Angebote auch telefonisch erfragt werden. So wird ein zeitnaher Service für die Familien bereitgestellt, die nicht über einen Internetzugang verfügen.

In das im Aufbau befindliche System eines Anregungs- und Beschwerdemanagements wird eine Anlaufstelle für Anregungen zur kommunalen Familienpolitik integriert. In den zukünftigen Planungen und Aktivitäten von Politik und Verwaltung finden familienpolitische Belange Berücksichtigung. Familien werden in die jeweiligen Entscheidungsprozesse eingebunden. Die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses werden dokumentiert und in den Verwaltungsvorlagen dargestellt.

 

Themenfelder der „Familienpolitischen Leitlinie“

  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen
  • Familienfreundliche Unternehmen - starke Familien
  • Betreuungsangebote für Kinder
  • Planen und Wohnen
  • Stadtteil und Nachbarschaft

 

Leitlinie ist gemeinsame Handlungsgrundlage

Der intensive Diskurs bei der Erarbeitung der Leitlinie und im Netzwerk hat dazu geführt, dass eine gemeinsame Orientierungsgrundlage von Politik und gesellschaftlichen Gruppierungen vorliegt, die als Handlungsgrundlage aller Beteiligten für die weitere Gestaltung familienpolitischer Maßnahmen dient. Weiterhin hat der beschriebene Diskussionsprozess zu einem offeneren Umgang zwischen allen Partnern geführt, was sich als kultureller Gewinn und zusätzlicher Stabilisierungsfaktor ausgewirkt hat.

Die Umsetzung der Leitlinie wird vom familienpolitischen Netzwerk begleitet. Am 18.02.2003 trafen sich erstmals 21 Vertreterinnen und Vertreter aus Bürgerschaft, Politik und Verwaltung zur konstituierenden Sitzung des Netzwerkes. Seine Aufgabe ist es, die gemeinsame Arbeit von Bürgerschaft, Politik und Verwaltung im Sinne der familienpolitischen Leitlinie zu vernetzen und Impulse für die Verbesserung der Situation der Familien in Dortmund zu geben. Über das familienpolitische Netzwerk wurde eine der Verwaltung vorher eher verschlossene Ressource aktiviert.

Das Netzwerk ist in den Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit des Rates der Stadt Dortmund eingebunden. Die Vorsitzende dieses Ausschusses leitet die Sitzungen. Geschäftsführer des Netzwerkes ist der Leiter des Familien-Projekts. Das Netzwerk ist heute zentraler Bestandteil des lokalen „Bündnisses für Familie“ und neben je neun Vertretern aus der Verwaltung und aus dem Rat der Stadt sind hier folgende Organisationen durch elf Repräsentanten vertreten: evangelische und katholische Familienbildungsstätten, Mütterzentrum, Elternverband, Frauenzentrum, Wohlfahrtsverbände, Arbeitsagentur, Fachhochschule, Behindertenselbsthilfeorganisation und der Jugendring. Diese auf breitester Basis geschaffene Grundlage hat sich als wichtiger Motor für die zielorientierte kooperative Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Gruppierungen bei der praktischen Umsetzung erwiesen.

 

Vernetzungsstrukturen und partnerschaftliches Handeln haben sich bewährt


 

Familienpolitik ist auch Querschnittsaufgabe

Eine moderne Verwaltung orientiert sich an den Interessen der Bürgerschaft. Die Stadt Dortmund ist die einzige deutsche Großstadt, die seit vielen Jahren einen ununterbrochenen Weg der Verwaltungsmodernisierung gegangen ist. Im Ergebnis dieses Weges arbeitet die Stadt heute mit neuen Steuerungsinstrumenten und Steuerungsansätzen. Prinzipien wie Dezentralisierung, Vernetzung und Beteiligung werden mehr und mehr sowohl auf der inhaltlichen als auch auf der strategischen Ebene in die Verwaltungssteuerung eingebracht.

Um familienpolitische Zielsetzungen wirkungsvoll umsetzen zu können und vor allen Dingen möglichst schnell auf die Problemstellungen im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel zu reagieren, wurde das Familien-Projekt als zentraler Bestandteil einer langfristig angelegten kommunalen Strategie ins Leben gerufen.

Zentrales Ziel des Familien-Projektes ist die Weiterentwicklung familienfreundlicher Strukturen in den Kernbereichen
  • Bildung und Betreuung
  • Erziehung und Beratung
  • Kultur, Sport und Feizeit
  • Leben und Wohnen
Neben der ständigen Weiterentwicklung der Angebote in den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit sowie Leben und Wohnen ist die Schaffung einer „lückenlosen und hochwertigen Bildungs- und Betreuungskette von der Geburt bis zum Eintritt in das Berufsleben“ zentrales Ziel des Familien-Projektes.

Hier wird mit Erfolg das Prinzip der Einbindung von externem und vor allen Dingen bürgerschaftlichem Engagement und der Vernetzung bisher nebeneinander wirkender Kräfte im öffentlichen und privaten Sektor angewendet. Auf diesem Weg ist es gelungen, den notwendigen Modernisierungsprozess der Verwaltung erfolgreich mit einer aktiven Familienpolitik zu verknüpfen.

 

Erfolgreiches Projekt - erfolgreiche Partner

Die beschriebenen Vorteile der partnerschaftlichen Umsetzung und die Querschnittsstruktur des Familien-Projektes haben ein klares gemeinsames politisches Ziel formuliert, das eine Eigendynamik entwickelt hat und dessen Umsetzung für alle Beteiligten nachvollziehbar verfolgt werden kann. Dabei werden die erzielten Erfolge als “gemeinsame Erfolge“ wahrgenommen. Alle Beteiligten bewegen sich in einer „win/win-Sitiuation“, die als entscheidende Kraft für eine nachhaltig wirkende Motivation und eine erfolgreiche Umsetzung wirkt.

Entscheidend für diese Wirkung sind:
  • Ämterübergreifende Strukturen
  • Abbau klassischer Hierarchien
  • Offene Kommunikation und Transparenz
  • Kooperativer Arbeitsstil
  • Gemeinsam formulierte, breit getragene Ziele
  • Wettbewerb und Vereinbarungsmanagement
Im Ergebnis sind folgende positive Effekte zu bemerken:
  • Das Familien-Projekt ist in Dortmund als Partner für Familien akzeptiert.
  • Familienfreundlichkeit hat sich zu einem gesamtstädtischen Thema entwickelt.
  • Alle Partner haben ihr Engagement verstärkt.
  • Politik versteht sich als unterstützender Partner bei der Umsetzung von Maßnahmen.
 
Autoren:

Klaus Burkholz
Leiter des Familien-Projekts Dortmund.

Rainer Möller
Mitarbeiter des Familien-Projekts Dortmund.

Erstellungsdatum: 30.04.2009
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gedruckt am  02.06.2023
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