Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Kommunales Management für Familien

Erstellung einer Familienbroschüre – erste Schritte zu einem kommunalen Management für Familien

von Michaela Mevißen

Mit dem Thema Familien hatte man sich in Brüggen bis zur Teilnahme am Zertifikatskurs „Kommunales Management für Familie“ wenig beschäftigt. Dies sollte sich ändern. Brüggen wollte mit einem möglichst öffentlichkeitswirksamen Projekt beginnen. Hier bot sich eine Informations-Broschüre für Familien an.
Brüggen hat ungefähr 16.000 Einwohner und besteht aus den drei Orten Brüggen, Bracht und Born. Die meisten Brüggener leben seit vielen Generationen in Brüggen. Durch Neubaugebiete sind auch in den vergange¬nen Jahren viele Familien zugezogen. Oft befindet sich die Arbeitsstelle der zugezogenen Neubürger außerhalb Brüggens, gewohnt wird jedoch lieber ländlich in bezahlbaren Einfamilien- und Doppelhäusern. Dies ist in Brüggen durch die gute Autobahnverbindung problemlos möglich und wird von vielen Familien praktiziert.

Zur Ortsgeschichte: In den siebziger Jahren hat Brüggen mit als erste Gemeinde in eine Fuß-gängerzone investiert, was sich heute noch auszahlt. Die kleinen feinen Geschäfte laden zum Bummeln ein. Die Burg im Ortskern mit Museum zieht ebenfalls viele Touristen an. Brüggen besitzt eine Sondererlaubnis für geöffnete Geschäfte an Sonn- und Feiertagen. In der Zeit von März bis Oktober sind jeden Sonntag die Brüggener Geschäfte geöffnet. Während sich immer mehr Touristen durch die Brüggener Gassen schieben und die Geschäftsleute sehr zufrieden sind, wird jetzt ein neues Aufgabenfeld stärker beackert, und zwar „Wohnen und Leben in Brüggen“. Durch die seit einigen Jahren stattfindende Wohnmesse des Brüggener Bauamtes / Wirtschaftsförderung werden viele junge Familien auf günstige Baugrundstücke in Brüggen aufmerksam. Hier wurde in Zusammenarbeit mit dem Rat der Gemeinde Brüggen ein Rabattsystem für Familien entwickelt. Mit diesem Rabattsystem wird der Kaufpreis für ein Baugrundstück in einem Neubaugebiet mit jedem Kind günstiger.

 

Familienmanagement als neue kommunale Aufgabe


Reichen günstige Familienbaugrundstücke aus, damit junge Familien sich für Brüggen ent-scheiden? Müssen wir als Gemeinde nicht mehr tun, um für Familien attraktiv zu sein und um auf Dauer unsere geschaffene Infrastruktur (Kindergärten, Schulen…..) erhalten zu können? Noch sind in Brüggen die Einwohnerzahlen relativ konstant, aber bleibt das so? Und wer ist eigentlich im Rathaus für diese Dinge zuständig?

Die Gemeinde Brüggen startet auf dem Gebiet, attraktiver für Familien zu werden mit der Ausbildung einer Familienmanagerin. Somit gibt es seit ca. einem Jahr in Brüggen eine Ansprechpartnerin für Familien.

 

Strategische Vorgehensweise und strukturelle Ansiedlung


Wo stehe ich mit meiner neuen Aufgabe innerhalb der Verwaltung? Wie gehe ich mit meiner neuen Aufgabe sinnvoll um, um das große Ziel „familienfreundliche Gemeinde Brüggen“ zu erreichen? Das neue Aufgabengebiet „Familien- und Gleichstellungsbeauftragte“ wurde im Liniensystem angesiedelt. Das Organigramm wurde entsprechend geändert und allen Mitarbeitern mit der Bitte um Beachtung zugeschickt. Somit sind jetzt alle Abteilungen über die Neuaufgabe informiert. Damit ist die neue Aufgabe langfristig und nachhaltig in unserer Gemeinde angesiedelt. Ich konnte also meine Arbeit aufnehmen.

Moment mal, eine neue Aufgabe ohne Haushaltsmittel? Nach hartem Kampf bekam ich eine Haushaltstelle mit einem kleinen Budget. Aber eine Sache wollte ich noch regeln: Mir war klar, dass es nicht ausreicht, wenn eine Person in der Verwaltung ab jetzt familienfreundlich ist, sondern alle Ämter und Mitarbeitende müssen sich damit identifizieren und an der Umsetzung beteiligen. Wie geht man in einer kleinen Gemeinde mit 60 Büro-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor? Ganz einfach, man lädt sich erst mal selbst zur nächsten Versammlung der Verwaltungsspitze ein. Da unsere Verwaltung in fünf Ämter gegliedert ist, besteht die Verwaltungskonferenz, die einmal im Monat tagt, aus dem Bürgermeister und den fünf Amtsleitern, der sogenannten Verwaltungsspitze.

Gut vorbereitet mit meiner kleinen Rede für ein „Plädoyer für eine familienfreundliche Gemeinde“ betrat ich das für mich neue Pflaster und teilte der Verwaltungsspitze mit, dass ich nun zuständig wäre für eine neue Aufgabe unserer Kommune. Ich informierte über den demographischen Wandel und die Wichtigkeit von jungen Familien.

Der Bürgermeister machte deutlich, dass ich auf dem neuen Aufgabengebiet seine vollste Unterstützung haben würde. Er würde das Thema höchst persönlich in die Politik und Öffent-lichkeit tragen. Bei den Amtsleitern kam meine Überzeugungsarbeit, dass jeder Mitarbeiter in der Verwaltung familienfreundlich denken und handeln muss, ebenfalls gut an. Eine echte Umsetzung kann man meiner Meinung nach erkennen, wenn Fachabteilungen von sich aus Vorschläge dazu einreichen, wo wir noch mehr für Familien tun können. Auf dieses Ziel werde ich hinarbeiten.

Mit meiner Einladung in die Verwaltungskonferenz hatte ich erreicht, dass die Verwaltungsspitze sich mit dem Thema beschäftigte. Somit war ein erster Schritt in eine familienfreundliche Gemeinde getan und das Thema Familienfreundlichkeit ganz oben angesiedelt.

 

Informationen aus der Verwaltung


Im Zusammenhang mit der Fortbildung zur Familienmanagerin ist eine Praxisaufgabe erforderlich. „Ach, eine Praxisaufgabe …..na, was schlagen sie denn vor, Frau Mevißen…“. Da der Lehrgang bereits begonnen hatte und ich um einige Informationen reicher war, kam ich zu folgender Praxisaufgabe: In Brüggen bestehen bereits viele Angebote für Familien. Diese möchte ich sichtbar machen für Brüggener Familien und für Zuziehende. Ja, es sollte eine „Familien-Werbe-Broschüre“ werden mit wenig Werbung und vielen Werbe-Bildern, mög-lichst bunt. Aber: Wie komme ich an die Infos für meine Broschüre?

Bei meinem Gespräch mit der Verwaltungsspitze berichtete ich von meiner Fortbildung und meiner Praxisarbeit. Ich bat die Amtsleiter, über ihre Mitarbeiter Themen zusammenzutragen, die für die Familienbroschüre wichtig sein könnten und diese an mich weiterzuleiten.

Und tatsächlich bekam ich nach einiger Zeit aus Fachabteilungen Rückmeldungen.
Die Touristen-Information berichtete von einer Wickelmöglichkeit in der öffentlichen Toilette, das Ordnungsamt teilte mir mit, das wir kostenlose Windelsäcke ausgeben und mit dem Bauamt sprach ich über die Staffelung bei den Baugrundstücken.
Moment Mal, Neugeborenenbegrüßung, gibt’s die bei uns nicht auch? Rückfragen beim Kreis Viersen ergaben, dass es einen einheitlichen Neugeborenen-Begrüßungsordner in Kreis Viersen gibt. Dieser wird mit einem Vorwort des jeweiligen Bürgermeisters auf Gemeinde-ebene passend gemacht und durch eine Mitarbeiterin/einen Mitarbeiter des Jugendamtes über¬reicht. Diesen Ordner ließ ich mir vom Jugendamt zuschicken. Schließlich muss ich als zu¬ständige Familienansprechpartnerin über die Inhalte der Neugeborenenbegrüßung informiert sein.

 

Informationen von Akteuren vor Ort


Außer familienfreundlichen Angeboten aus dem Rathaus, die ich ja jetzt auf den Weg gebracht hatte, brauchte ich natürlich noch weitere Informationen für meine familienfreundliche Broschüre. Nach Sichtung mehrerer Broschüren aus anderen Städten und Gemeinden, die mir die Kollegen aus dem Kurs netterweise zugeschickt hatten, machte ich mir so meine Gedanken. Muss wirklich jede Apotheke in die Broschüre, will ich so viel Werbung oder greife ich mal meine Haushaltsstelle an….Was ist in unserem Ort für Familien wirklich wichtig?

Nach mehrmaligen Korrekturen stand das Inhaltsverzeichnis fest. Es sollte sich am natürli-chen Verlauf des Lebens orientieren. Gestartet wird mit Schwangerschaft und Geburt, dann geht es weiter mit Kindergarten, Schule, Angebote für Jugendliche, Spiel und Bolzplätze, Freizeitangebote und unsere familienfreundlichen Angebote der Gemeinde Brüggen. Den Schluss sollte die Rubrik Rat und Hilfe bilden.

Das Thema Schwangerschaft und Geburt gestaltete sich noch einfach und übersichtlich: drei Hebammen, ein Frauenarzt und ein Kinderarzt im Ort, ein netter Einleitungssatz, fertig.

Jetzt kamen unsere neun Kindergärten an die Reihe. Mit einem Schreiben an die Kindergärten erklärte ich meine neue Aufgabe. Ich erzählte von der Broschüre und bat um Informationen und ein Bild der Kindergarteneinrichtung. Zurück kamen alle neun Anfragen, jedoch bei einem Kindergarten nur kurz und knapp und bei einem anderen mit viel zu vielen Informationen. Mir wurde klar, wenn ich das Material so verwenden würde, würde ich zwischen den Brüggener Kindergärten eine Konkurrenzsituation schüren, die beim besten Willen nicht gewollt ist. Also, zweiter Versuch, diesmal mit einem perfekt maßgeschneiderten Beiblatt mit Fragen zu Motto, Konzept, Auszeichnungen und dazu in Klammern die jeweilige Anzahl der Sätze. Diesmal klappte alles.

Im Einleitungssatz zur Rubrik Schule war es mir wichtig, deutlich zu machen, dass wir in jedem Ortsteil eine selbständige Grundschule haben und dass durch die Gesamtschule alle weiterführenden Schulformen abgedeckt sind. Unabhängig davon habe ich auch Schulen in der Umgebung aufgeführt. Hier ist tatsächlich ein Informationsbedarf von Eltern. Oft möchte man wissen, ob trotz Gesamtschule im Ort ein Gymnasium oder eine Förderschule in der Nähe ist. Auch die Informationen zur Nachmittagsbetreuung sind natürlich wichtig.

Weiter ging es in der Broschüre mit den Jugendtreffpunkten. Hier bekam ich großzügige Rückmeldungen von den Leitern, wollte aber nicht ins Detail gehen, da der Schwerpunkt der Broschüre im Bereich Kindergarten/Schule liegen sollte. Freizeitangebote wurden in der Broschüre großzügig mit Bild dargestellt, weil diese eine an¬sprechende Wirkung auf Familien haben.

Vereine wurden nur kurz mit einem Hinweis auf unsere Internetseite der Gemeinde Brüggen erwähnt. Diese Infos hätten sonst den überschaubaren Rahmen gesprengt. Ich persönlich finde nichts schlimmer, als wenn man von einer Broschüre erschlagen wird und sich somit erst gar nicht daran gibt, diese zu lesen.

Unter der Rubrik Rat und Hilfe wollte ich wirklich nur Beratungsangebote vor Ort aufführen.
Eine eigene Handschrift sollte die Broschüre in der Rubrik „Spiel- und Bolzplätze“ erhalten. Da die Gemeinde über viele Spiel- und Bolzplätze verfügt, und Familien oft trotz Straßen-namen nicht wissen, dass diese ganz in der Nähe sind, wollte ich sie durch Karten der drei Ortskerne mit Symbolen sichtbar machen. Die EDV-Abteilung im Hause half mir hier weiter.

 

Layout und Vorwort


Es gab also jetzt ein Inhaltsverzeichnis, verschiedene Rubriken, es fehlte noch das Titelblatt und die Einleitung. Wie wäre es mit einem Vorwort von mir als Familienmanagerin? Noch höher einzustufen wäre natürlich ein Vorwort vom Bürgermeister. Und das sollte gut sein. Mit Mühe arbeitete ich einen Text aus und bat um sein O.K. Zurück bekam ich einen deutlich besseren Text von ihm persönlich geschrieben. Ich war überrascht, dass man ein in meinen Augen sehr gutes Vorwort noch so viel besser machen konnte. Er hatte die Sache wirklich auf den Punkt gebracht und gleichzeitig hatte er im Vorwort meine Vorstellung als Familienma-nagerin eingebaut.
Zwischenzeitlich übersandte ich meinem Amtsleiter einen ersten Entwurf der Broschüre als Info. Auch hier waren noch Verbesserungen nötig. Sowohl Schreibfehler/Ausdrucksfehler als auch Textfehler waren markiert. Hier kann ich nur raten, sich mit seinem Werk kompetenten Kollegen anzuvertrauen und nicht zu denken, man könnte alles am besten. Bevor etwas für viel Geld in Druck geht, muss eine neutrale Person gegenlesen und ggf. korrigieren dürfen.

Wie soll das Cover der Broschüre aussehen? Eine lächelnde Familie aus dem Internet, wie man sie heute problemlos mit dem Recht zur Veröffentlichung einkaufen kann? Nein, das war mir zu wenig….ich wollte die Broschüre so nah an Brüggen heran holen wie möglich. Die Broschüre gab zwar inhaltlich alles für Familien wieder, aber ich wollte durch das Cover noch deutlicher machen, wie schön Brüggen für Familien ist. Im Archiv habe ich tatsächlich genau das gefunden, was ich gesucht hatte. Ein Bild mit einer familienfreundlichen Atmosphäre, nicht eingekauft, sondern wirklich im Ort aufgenommen, wie man an der Ecke Rathaus /Kirche wieder erkennt.

Obwohl mir noch einige Unterlagen in der Broschüre fehlten, wollte ich es nicht versäumen, mir rechtzeitig Angebote von Druckereien einzuholen. Ich reichte meinen Entwurf ein, auch wenn ich einzelne Textstellen noch überarbeiten wollte und ließ mir ein Angebot von der Druckerei im Ort machen.

Während meiner Arbeit an der Brüggener Familienbroschüre geriet die Broschüre „Familien-kompass“ aus einer Nachbargemeinde in die Schlagzeilen. Hier war eine neue Broschüre der Gemeinde/Bündnis für Familie erschienen, die versehentlich bei einer Ärztin eine falsche Info geschrieben hatte. Die Aussage „Nur Privatrezepte, keine Kassenpatienten“, war nicht richtig, sie nahm auch Kassenpatienten. Sie stellte laut Presse Schadensersatzforderungen in Höhe von 20.000,00 Euro. Also nahm ich mir vor bei den Informationen nicht zu sehr ins Detail zu gehen und einen Haftungsausschluss einzubauen.

 

Corporate Identity


Und da war ja noch das Problem mit der Corporate Identity. Als neue Ansprech¬partnerin für Familien hatte ich auf der in diesem Jahr im Mai durchgeführten Wohnmesse spontan einen Waffelstand aufgebaut, um Familienfreundlichkeit nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben. Während die Eltern sich mit günstigen Familiengrundstücken be¬schäftigten, habe ich nach dem Motto „Familien herzlich willkommen“ Herzwaffeln geba¬cken und an die Kinder verteilt. Diese Aktion ist gut angekommen, die Kinder fühlten sich in Brüggen wohl und die Eltern konnten sich ohne Quengelei intensiv informieren. Außerdem merkte man langsam in Brüggen, dass es eine Ansprechpartnerin für Familien gibt und ich konnte mich durch die Aktion bekannt machen. Der Bürgermeister, der die Eröffnungsrede gehalten hatte, kam nachher zu meinem Waffelstand, lobte die Aktion, meinte aber, wir müs¬sen als Gemeinde beim öffentlichen Auftreten auf einer Linie bleiben…..Was genau gemeint war: Ich hatte ein eigenes Plakat für meinen Stand gestaltet, der Auszubildenden ein T-Shirt gedruckt und einige selbstgemachte Postkarten dekoriert. Das alles so, wie es meiner Meinung nach junge Familien ansprechen würde. Etwas ausgefallen und bunt und mit viel Flair.

Der Bürgermeister hatte recht. Als Gemeinde müssen wir mittlerweile genau so professionell im Marketingbereich vorgehen wie private Firmen. Diese haben in der Regel ein Corporate Identity Handbuch, wo genau festgelegt ist, wie der Firmenname geschrieben wird (in welcher Schriftart, in welcher Farbe….) und wie sich die Firma präsentiert. Aber was bedeutet das jetzt für meine Broschüre?

Generell gilt in Brüggen die Regel, dass die Farben im Wappen die Gemeindefarben sind (gelb/blau) und der Burgi, unser Maskottchen zu verwenden ist. So wird es im Kulturbereich gemacht. Aber auf Dauer müssen sich alle Abteilungen, die Außenwirkung haben (und das sind in letzter Zeit immer mehr geworden….) zusammensetzen und einheitliche Lösungen finden. Damit meine Broschüre in Druck gehen konnte, musste ich auf diesem Gebiet viele Gespräche führen. Wunsch vom Bürgermeister ist es, auf Dauer eine Linie in Anlehnung an unsere Wohnmesse zu finden. Also habe ich den Grafiker der Wohnmesse angesprochen. Mein Wunschtitelblatt konnte beibehalten werden, das Cover wurde von ihm entsprechend dem Cover der Wohnmesse gestaltet. Des Weiteren schlug er vor, die Broschüre quadratisch zu machen, um sich an das Din A 4 Format der Wohnmesse anzupassen und von dem etwas angestaubten langweiligen Din A 5 Format abzuweichen.

Ich habe mich in diesem Zusammenhang direkt um einen weiteren Schritt bemüht. Ich habe um die Nutzung eines Schaukastens am Rathaus, der mir verwaist erschien, gebeten. Diesen werde ich ebenfalls anlehnend an unsere neue Corporate Identity gestalten und nutzen. Auch in den anderen beiden Ortsteilen sind Schaukästen mit dem Familien/Marketing/Logo geplant. Hier kann man die Broschüre, Presseausschnitte, Photos, aktuelle Kurse im Familienzentrum und Vieles mehr bekannt machen.

 

Was mir sonst noch wichtig war


Ich habe Wert darauf gelegt, so wenige Informationen wie möglich im Kleinst-Detail in der Broschüre aufzuführen. Sonst besteht nicht nur die Gefahr, dass Angaben falsch sind, sondern dass die Broschüre schon nächste Woche nicht mehr aktuell ist, weil die Kindergartenleiterin gekündigt hat, der Schuldirektor in Pension gegangen ist oder sich die Öffnungszeiten der Bücherei geändert haben. Das heißt konkret: Ich habe in der Regel nur Institution, Anschrift und Telefonnummer aufgeführt. Auch wenn es immer schön ist, eine/n persönlichen Ansprechpartner/in zu haben, habe ich die nicht ganz so schnelllebige Variante vorgezogen.

 

Fazit und Ausblick


Die Ausgangssituation war vor einem Jahr in Brüggen so, dass Tourismus eine wichtige Rolle spielte, und die Wohnmesse ein erster Schritt war, um Familien nach Brüggen zu holen.
Meine persönliche Vision war, die für Brüggen neue Aufgabe „Familienfreundlichkeit“ in der Verwaltung und im Ort spürbar zu machen. Dies ist in den vergangenen Monaten gelungen.

Für mich war der Start mit der Erstellung einer Broschüre für Familien genau richtig. Ich bin mit den Vorgesetzten sowie den Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch gekommen und konnte sie für die Thematik sensibilisieren. Hier konnten diese direkt merken, dass sich mein Arbeitsbereich auch durch ihre Ämter und Abteilungen zieht und beide Seiten konnten lernen, damit umzugehen. Vom Ordnungsamt, das eigentlich für die Müllentsorgung zuständig ist, kam die Info, dass es bei uns kostenlose Windelsäcke gibt (war mir vorher nicht bekannt…), beim Jugendamt informierte ich mich über die Neugeborenen-Begrüßung. Auch hier ist ein so guter Kontakt entstanden, dass ich mich jederzeit mit den Kollegen austauschen kann. Ich denke, dass die neue Aufgabe in unserer Gemeinde eine so hohe Akzeptanz gefunden hat, weil jeder Mitarbeiter der Verwaltung innerlich die Zeichen der Zeit erkannt hat und oft selbst in einer schwierig gewordenen Familiensituation steckt.

Durch den Kontakt zu den Kindergärten und Schulen konnte ich mich dort als Ansprech-partnerin/Kooperationspartnerin bekannt machen und anders herum kenne ich mich jetzt sehr gut mit den Betreuungsmöglichkeiten im Ort aus, was meiner zukünftigen Arbeit sehr zugute kommt.

Meine Broschüre wurde schon sehnsüchtig erwartet. Die Kindergärten teilten mir mit, dass viele nach Informationsmaterial fragen. Familien schauen sich heute nicht nur einen Kindergarten an, sondern viele, ehe sie sich für eine Anmeldung entscheiden.

Durch die Broschüre konnte ich gute Angebote, die im Ort noch gar nicht richtig bekannt sind, bekannter machen. Zum Beispiel die Neugeborenenbegrüßung oder das noch nicht so lange bestehende Familienzentrum.

Unabhängig davon ist die Broschüre für mich eine Art interne Bestandsaufnahme, mit der ich mich jetzt im Detail wie folgt auseinander setzen werde:

Die öffentliche Wickelablage im Ort in der Broschüre auflisten, ist eine Sache. Abklären, ob die Ausstattung noch dem heutigen Stand entspricht, eine andere. Wie ist der Zustand, und wie muss der Zustand sein? Besteht vielleicht in Zukunft die Möglichkeit ein Fläschchen warm zu machen oder eine Stillecke einzurichten? Natürlich ist es toll, wenn die Gemeinde 30 kostenlose Windelsäcke zur Verfügung stellt. Aber ist das Konzept wirklich familienfreundlich genug? Was machen andere Städte und Gemeinden?

Noch während ich in der Broschüre unsere tollen Spielplätze in den Baugebieten aufliste, erscheint ein Zeitungsartikel, dass der Brüggener Ortskern nur für Senioren gestaltet wäre und für Familien kaum Spielmöglichkeiten im Brüggener Zentrum zu finden seien. Auch dieser Sache werde ich nachgehen. Über unsere Spielplätze bin ich jetzt gut informiert. Vielleicht haben wir tatsächlich vor lauter Spielplätzen in Neubaugebieten das Thema Spielplätze in den Ortskernen vernachlässigt.

Mit dem Familienzentrum bin ich durch den Informations-Austausch für die Broschüre über „Randzeitenbetreuung“ ins Gespräch gekommen. Wir sahen beide die Wichtigkeit, an einer Stelle im Ort eine Art Familienpuffer zu haben, wo nicht direkt die Welt zusammenbricht, wenn ein Termin/eine Fortbildung mal bis 18.00 Uhr dauert oder ein Elternteil auf der Autobahn im Stau steht. Nach einer Bedarfsanalyse wurde ein Konzept zum Thema Randzeitenbetreuung entwickelt und seit dem 1.September 2011 bietet das Familienzentrum dauerhaft Randzeitenbetreuung bis 19.00 Uhr an. Dies ermöglichte eine Spende der Zonta Frauen (ähnlich Lions Club). Diesen Kontakt habe ich persönlich mit viel Informationsaufwand hergestellt. Durch das neue Betreuungskonzept sind jetzt besonders familienflexible Betreuungszeiten in der Gemeinde Brüggen gewährleistet.

Die Broschüre hat mich zu der Gestaltung von Schaukästen angeregt, um hier einheitlich und öffentlichkeitswirksam als familienfreundliche Gemeinde aufzutreten.

Die Broschüre ist nun in den Kindergärten und Schulen verfügbar und  wurde über die Presse der Öffentlichkeit präsentiert. Alle Brüggener haben gemerkt, dass die Verwaltung sich dem Thema Familie ernsthaft widmet und dass auf dem Gebiet Familienfreundlichkeit etwas passiert.

Autorin
Michaela Mevißen
Gleichstellungs- und Familienbeauftragte der Gemeinde Brüggen


Erstellungsdatum: 17.02.2012
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