Familienberichterstattung
Kommunale Familienberichterstattung.
Chancen, Anstöße und Wirkungen in einer kreisangehörigen Kommune
- Vorbemerkung
- Der Kreuztaler Familienbericht – kleinräumig mit lokalen Besonderheiten
- Das Trio – Zusammenspiel verschiedener Instrumente
- Familien werden differenzierter wahrgenommen / Anstöße & Wirkungen
- Herstellung von Öffentlichkeit
- Chancen und unmittelbarer Nutzen im Tagesgeschäft
- Und danach? „Stolpersteine“
Vorbemerkung
Kreuztal, eine kreisangehörige Stadt mit rund. 31.000 Einwohnern in Südwestfalen, ist eine relativ junge Stadt, die mit der kommunalen Neugliederung 1969 entstand. Die Bevölkerungsentwicklung in Kreuztal ist mit den Stichworten „Schrumpfung – Alterung – Geburtenrückgang – kulturelle Vielfalt“ treffend beschrieben; der Bevölkerungsgewinn zwischen 1975 – 1999 ist ausschließlich auf den Zuzug Nichtdeutscher zurückzuführen. Ohne diese Zuzüge wäre die Bevölkerungszahl lediglich konstant geblieben. Mittlerweile hat der Rückgang der Bevölkerung mit der Abnahme der „dynamischen“ Jahrgänge, einer Verschiebung in den Altersstrukturen und einer Zunahme der über 60-Jährigen längst eingesetzt. Trotz dieser rückläufigen Bevölkerungsentwicklung wird Kreuztal im Demografiebericht der Bertelsmann Stiftung als stabile Stadt im ländlichen Raum mit hohem Familienanteil geführt. In Kreuztal leben rund 4.000 Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren.Anfang 2006 beschließt der Sozialausschuss, die Erstellung des ersten Kreuztaler Familienberichtes beim Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung (heute: Regionalforschung) (ZEFIR) zu beauftragen. Etwa zeitgleich wird ein Familienbericht seitens des Kreises Siegen-Wittgenstein auf den Weg gebracht, so dass für die anderen neun kreisangehörigen Städte und Gemeinden Vergleichsdaten auf der Ebene der jeweiligen Gesamtkommune vorliegen.
Die verschiedenen Handlungsfelder kommunaler Familienpolitik waren und sind in der Verwaltung nebeneinander in Fachämtern angesiedelt. Die Stadt Kreuztal verfügt weder über ein eigenes Jugendamt noch über eine eigene abgeschottete Statistikstelle. Die freiwilligen familienpolitischen Leistungen (Familienberichterstattung, Bündnis für Familie, Audit familiengerechte Kommune, Durchführung von Projekten) sind mittlerweile dem Fachamt „Kinder – Jugend – Familie – Stadtteilmanagement“ (Familienbüro) zugeordnet.
Eine lebendige und breit verankerte Beteiligungs- und Dialogkultur, über die Mitbestimmungsgremien in den Bildungseinrichtungen von Kindertageseinrichtungen und Schulen hinaus, die Wissen über Lebenslagen, Bedarfe und Wünsche von Familien abbildet, gab und gibt es nicht. Dem entsprechend lagen in Politik und Verwaltung vor der Familienbefragung im Rahmen der Berichterstattung in nur wenigen ausgewählten Bereichen eine Selbsteinschätzung zu ihrer Lebenssituation von den Familien selbst vor.
Exemplarisch wird hier die kommunale Familienberichterstattung in Kreuztal mit ihren lokalen Besonderheiten sowie den konkreten Anstößen und Wirkungen vorgestellt. Zwei weitere Instrumente als wichtige Bausteine kommunaler Familienpolitik komplettieren das Trio zu einem kommunalen Management für Familien.
Der Kreuztaler Familienbericht – kleinräumig mit lokalen Besonderheiten
Hinsichtlich der Rolle und Aufgabenstellung definiert der Sozialausschuss im November 2005 für die Stadt Kreuztal:„Entscheidend ist die Einführung einer kooperativ gestalteten sowie systematisch und konsequent an den Bedürfnissen der Familien ausgerichteten Familienförderung, die auf der kommunalen Ebene angesiedelte Akteure maßgeblich beteiligt und aktiv einbindet.
…
Der Stadt Kreuztal kommt hierbei die Rolle des Initiators zu und wird dauerhaft die Koordination sowie Steuerung zu übernehmen haben.“
Insbesondere hinsichtlich der Familienberichterstattung wurde deutlich gemacht, dass eine aktive kommunale Familienpolitik als Weichensteller für die Lebenslagen von Familien immer wichtiger werden würde, familienfreundliche Strukturen aber nur erfolgreich verankert werden können, wenn die geeigneten Informationssysteme und Instrumente dafür vor Ort vorhanden sind.
Das Familienstatistische Informationssystem – FIS
Die erste große Herausforderung war das Zusammentragen der verstreut liegenden Daten aus den Bereichen „Bevölkerung – wirtschaftliche Lebenslagen – Gesundheit – Bildung & Betreuung – Jugendhilfe“. Dabei sprudelte nicht jede Quelle sofort gut. Dass der zu erwartende „Nutzen“ den Aufwand rechtfertigt, davon konnten die Partner durch eine ausführliche Vorstellung des neuen Instrumentes „Familienberichterstattung“ überzeugt werden.
Die Daten aus der amtlichen Kommunalstatistik und Daten, die für Verwaltungszwecke erhoben werden, wurden zusammengetragen. Die „Lieferanten“ (Einwohnermeldeamt, Gesundheitsamt, Jugendamt, Arbeitsamt / ARGE, Sozialamt, Schulamt, Beratungsstellen) waren als Kooperationspartner dabei durchaus gefordert. Das Zusammentragen der Daten war für uns als Kommune ohne eigenes Jugendamt im Haus eine besondere Herausforderung. Durch die Beteiligung der verschiedenen Ressorts erstreckte sich der Zeitraum der Datenbeschaffung immerhin über rund acht Monate. Insbesondere die kleinräumige Datenerhebung bzw. -aufbereitung bedeutete für die beteiligten Stellen häufig einen erhöhten Aufwand. Im Rückblick kann man nur feststellen, dass man immer mit nicht vorhersehbaren Schwierigkeiten bei der Datenbeschaffung rechnen muss – vor allem beim „ersten Mal“.
Die Daten des FIS gliederten sich in folgende Themenbereiche:
- Bevölkerung / Bevölkerungsstruktur / Demografie
- Sozialhilfebezug / Arbeitslosigkeit / ALG II
- Kinderbetreuung und öffentliche Infrastruktur für Kinder und Jugendliche
- Schule, Bildung, Bildungsbeteiligung und Schulkinderbetreuung
- Gesundheitsversorgung und -vorsorge
- Jugendhilfe – Beratung, Unterstützung und Intervention (JGH und HzE)
Die Familienbefragung
Das Wissen darüber, wie Familien ihren Alltag bewerten, welche Herausforderungen sie zu bewältigen haben und was sie zur Gestaltung ihres Alltages benötigen, liegt bei den Familien selbst. In der Familienbefragung gewähren Familien genau den Einblick, der den lokalen Akteuren in seiner Gesamtheit und Vielschichtigkeit häufig verschlossen ist. (Dies wird im übernächsten Abschnitt genauer erläutert.)
Die Befragung
- Standardisierter Fragebogen mit rd. 80 Fragen
- Repräsentative Stichproben aus dem Einwohnermelderegister
- Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren im Haushalt
- Themen
- Wohnsituation und -umfeld
- Persönliche Daten
- Angaben zu den Kindern
- Freizeit & Inanspruchnahme von Dienstleistungen
- Ausbildung / Beruf
- Einkommens- und Erwerbssituation
- Berücksichtigung von lokalen Besonderheiten
- Stichprobe A (Vollerhebung Wohnsiedlung)
- Stichprobe B (alle anderen Stadtbereiche)
- Zusatzmodul: Befragung zur innerstädtischen Brachfläche „Heugraben“
- Vollerhebung in einer Wohnsiedlung (Geschosswohnungsbau), wo ein besonderer Unterstützungsbedarf bei Familien besteht und nach passgenauen Lösungen für diesen Stadtteil gesucht wurde.
- Zu einem innerstädtischen Entwicklungsgebiet (Brachfläche) wurden die Meinungen der Familien zur zukünftigen Nutzung und Gestaltung abgefragt.
Die Fragebögen wurden stadtseitig an die Familien aus der repräsentativen Stichprobe verschickt und mussten dort auch wieder abgegeben werden. Ein Erinnerungsschreiben vor Ablauf der Abgabefrist war von Beginn an fest eingeplant. Die ausgefüllten Fragebögen wurden im Anschluss zur Auswertung an ZEFIR weitergereicht.
Der Fragebogen im DIN A 5 Format auf 26 Seiten mit 83 Fragen – eine Zumutung?
Nahezu alle Fragebögen waren sorgfältig, sauber und vollständig ausgefüllt, was wir als Hinweis auf die Ernsthaftigkeit bei der Beantwortung der Fragen gedeutet haben. Lediglich bei der Frage nach dem monatlichen Nettoeinkommen haben 9 % der Familien nicht geantwortet; allerdings ist bei den gängigen Befragungen der Anteil derer, die hier keine Angaben machen, von bis zu 30 % durchaus üblich. Die in der Vorbereitung geäußerte Befürchtung, dass Familien mit Zuwanderungsgeschichte Schwierigkeiten beim Ausfüllen haben könnten, hat sich bei der Durchsicht der abgegebenen Fragebögen nicht bestätigt.
Die Rücklaufquote lag bei rd. 40 % (784 Rücklauf absolut). Es wurden rd. 2.000 Fragebögen versendet.
Durch die Befragung haben die Kreuztaler Familien Einblicke gewährt, die der Verwaltung und Politik bisher nicht vorlagen. Möglich wurden dadurch Einblicke in Lebens- und Familiensituationen und deren vielfältigen Belastungen und Herausforderungen – auch für die unterschiedlichen Stadtbereiche / Stadtteile. Die Mehrzahl der Fragebögen enthalten den „weiblichen Blick“ auf Familie (65 % der Fragebögen wurden von den Müttern ausgefüllt) und signalisieren eine große Erwartung an die lokalen / kommunalen Akteure, die Rahmenbedingungen für Familien an deren Bedarfen entlang zu gestalten.
Der schriftliche Bericht
Im schriftlichen Familienbericht schließlich werden die beiden Datenquellen
- Daten aus der Kommunalstatistik (FIS) und
- Daten der Familienbefragung
Neben der Textfassung wurden die Ergebnisse der beiden Datenquellen tabellarisch, grafisch sowie kartografisch aufbereitet und dargstellt.
Die Ergebnisse sind im Familienbericht folgendermaßen gegliedert.
- Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose
- Familienstrukturen kleinräumig
- Wirtschaftliche Lage von Familien
- Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Lebensraum Stadt
- Kinder in der Familie
- Fritz-Erler-Siedlung
- Sonderteil: Innenstadtentwicklung „Brachfläche Heugraben“
Das Trio – Zusammenspiel verschiedener Instrumente
Nach der Fertigstellung des Familienberichtes im Jahr 2007 wurden in Kreuztal zwei weitere Instrumente implementiert:- 2008 Gründung des Kreuztaler Bündnisses für Familie
- 2010 „Audit familiengerechte Kommune“ – Ratsbeschluss zu den Zielvereinbarungen (Teilnahme als Testkommune in der Pilotphase)
Sowohl in der Arbeit des Bündnisses für Familie als auch im Prozess der Auditierung gingen vom Familienbericht wichtige Impulse aus; insbesondere auch deshalb, weil der Blick und die Selbsteinschätzung der Familien zu ihrer Lebenssituation und ihrer Zufriedenheit über die Ergebnisse aus dem Fragebogen kleinräumig vorlagen.
Wie sich diese drei Instrumente gegenseitig ergänzen, welche unterschiedlichen Aufgaben sie erfüllen, welche unterschiedlichen Akteursgruppen jeweils beteiligt sind und wo die Schnittmengen liegen, lässt sich am besten mit der folgenden Grafik sowie der Aufstellung verdeutlichen.
Entsprechend ihrer Aufgabenstellung sind jeweils verschiedene Personengruppen eingebunden und beteiligt:
Familienberichterstattung Verwaltungen – Erhebung der familienrelevanten Daten Familien im Rahmen der Befragung
Bündnis für Familie Alle lokalen familienpolitischen Akteure
Audit familiengerechte Kommune Politische EntscheiderInnen (Bürgermeister, Fraktionen, Projektleitung, Verwaltung, ausgewählte Akteure)
Familien werden differenzierter wahrgenommen / Anstöße & Wirkungen
Eltern mit und ohne Trauschein, alleinerziehende Mütter und Väter, traditionelle Familien, Patchworkfamilien, Familien aus anderen Kulturkreisen … Familien sind ein ziemlich „buntes Volk“. Diese Vielfalt – die sehr verschiedenen Lebensbedingungen, die Zufriedenheit und der mögliche Unterstützungsbedarf von Familien – sind mit der kleinräumigen Beschreibung im Familienbericht stärker ins Blickfeld lokaler Politik und Öffentlichkeit gerückt. Insbesondere Fachkräfte und lokale Akteure in Sachen Familie griffen die Ergebnisse aktiv auf und fühlten sich in ihrem täglichen Tun unterstützt.Schärfere Wahrnehmung durch differenziertes und verknüpftes Erhebungsmaterial
Die unten aufgeführten Beispiele geschärfter Wahrnehmung in der lokalen Öffentlichkeit bezogen sich auf die Lebenssituation von Familien und deren Zuordnung auf Stadtteile sowie in Kreuztal auf einen Sozialraum in der Stadtmitte.
- Arme und armutsnahe Familien wurden im städtischen Raum wahrnehmbar und waren mit dem Bericht räumlich klar zuzuordnen. Die sichere Vermutung, dass diese Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf in der Stadtmitte zu finden sind, wurde durch differenziertes Zahlenmaterial (FIS) und Befragungsmaterial bestätigt. Die grafische Darstellung veranschaulichte die großen Abweichungen vom übrigen Stadtgebiet nochmals. Insbesondere die verschiedenen Dimensionen der Familienarmut (Einkommensarmut, Bildungsbeteiligung, gesellschaftliche Teilhabe / soziale Beziehungsnetze, Gesundheit) in der Stadtmitte wurden in ihrem Zusammenwirken sichtbar gemacht.
- Working Poor – Knapp ein Drittel der Familien lebt in armen und armutsnahen Verhältnissen, davon vier Fünftel obwohl mindestens ein Elternteil erwerbstätig ist. Auch hier konnte der Zusammenhang mit Bildungsstatus und Lebensform (alleinerziehend) deutlich gemacht werden.
- Alleinerziehende – Deutlich wurden die Einschränkungen durch die schwierige Einkommenssituation mit den alltäglichen Bemühungen, hier klar zu kommen, private Hilfe oder institutionelle Unterstützung zu bekommen. Die hohe Zahl dieser Gruppe in Kreuztal, insbesondere ihre Zuordnung zu einzelnen Stadtteilen, war für viele Akteure eine Überraschung. Handlungsbedarfe ließen sich aus der Befragung unmittelbar ablesen.
- Großelterliche Unterstützung ist in den Familien weniger vorhanden als allgemein für den ländlichen Raum angenommen wurde.
Exemplarisch hier die Grafik zu den Lebenslagenprofilen von Familien in den drei Einkommensgruppen (arm, armutsnah, nicht arm), die auf der Datenbasis der Familienbefragung erstellt werden konnte.
Konkrete Anstöße auf verschiedenen Ebenen
Die veränderte Wahrnehmung mündete auf drei Ebenen in konkreten Anstößen; in den politischen Fachausschüssen, dem Kreuztaler Bündnis für Familie sowie dem Audit familiengerechte Kommune spielten die Ergebnisse des Familienberichtes immer wieder eine Rolle. Sie sensibilisierten und schärften den Blick und waren die Initialzündung für Projekte in verschiedenen Handlungsfeldern.
In der Auftaktveranstaltung zum Kreuztaler Bündnis für Familie Anfang 2008 wurden kurz zuvor veröffentlichte Ergebnisse aus dem Familienbericht zum wichtigen Impulsgeber. Mit der Kreuztaler Beteiligung am „Audit familiengerechte Kommune“ erwies sich das differenzierte Erhebungsmaterial aus dem Familienbericht erneut als ausgesprochen nützlich und wirkte unmittelbar in die Zielformulierung sowie Benennung von Maßnahmen im Auditierungsprozess ein.
Im Rückblick wurden zahlreiche Anträge formuliert, Empfehlungen ausgesprochen sowie Handlungsfelder und Maßnahmen benannt bzw. brach liegende Themen aufgegriffen.
Beispielhaft seien hier genannt:
- Beschlussfassung zur Evaluation sozialpolitischer Maßnahmen / Wirksamkeit familienpolitischer Maßnahmen (u.a. die Neufassung der Förderung einkommensarmer Familien im Kreuztaler Stadtpass),
- Innenstadtentwicklung „Heugraben“ – Politische Richtungsentscheidung auf Grundlage der Familienbefragung 2006 / Antragsgrundlage für Stadtumbauförderung / Initiierung des Projektes „Mehrgenerationen wohnen“
- Begrüßungsbesuche bei Familien mit Neugeborenen – Implementierung eines Besuchsdienstes gemeinsam mit der DRK-Kinderklinik Siegen.
- Internetseite für Familien – Aufbau & Pflege einer Internetpräsenz.
- Kreuztaler Familienkarte – Einbindung von Partnern aus Handel und Gastronomie sowie Dienstleistung und Handwerk bei der Herausgabe einer unkomplizierten Rabattkarte für alle Familien.
- Elternbildung – Etablierung einer gemeinsamen Plattform von Trägern der Familienbildung und lokalen Einrichtungen und Aufbau einer Angebotsstruktur.
Herstellung von Öffentlichkeit
Zwei Zugänge werden mit der Veröffentlichung des Familienberichtes zur Verfügung gestellt:- Der eigentliche Familienbericht, ein aus rund 160 Seiten bestehender Berichtsband, der mittels Grafiken und Diagrammen die Lebenslage, Bedarfe und Zufriedenheit der Familien sehr anschaulich abbildet.
- Der Online-Zugriff auf einen Datenpool und eine grafische Datenbank, die eigene Auswertungen aus dem Familienstatistischen Informationssystem (FIS) wahlweise in grafischer oder kartografischer Darstellungsform ermöglicht.
- Politik & Verwaltung
- Lokale Einrichtungen & Akteure
- Familien
- Fachöffentlichkeit vor Ort
- Unternehmen
- Wesentlicher Bestandteil bei der Gründungsveranstaltung zum Kreuztaler Bündnis für Familie.
- Vorträge vor Fachkollegen, Lehrern und bei internen Fortbildungsveranstaltungen.
- Einrichtungen wie Familienzentren griffen u.a. im Rahmen der Erlangung ihrer Zertifizierung auf dieses Wissen, dass jeweils kleinräumig aufbereitet zur Verfügung gestellt wurde, gerne zurück.
- Thematische Präsentationen vor politischen Gremien sowie gesellschaftlichen Gruppen wie Integrationsbeirat, Stadtteilforen, Kirchengemeinden wurden regelmäßig durchgeführt.
- Veröffentlichung im Internet.
Das Interesse an den Ergebnissen hält auch vier Jahre nach der ersten Veröffentlichung weiterhin an; es werden Abfragen zu Teilergebnissen zur Verfügung gestellt.
Chancen und unmittelbarer Nutzen im Tagesgeschäft
Für Kreuztal als kleine Kommune ohne eigenes Jugendamt war der Nutzen des Familienberichts insbesondere in der Verwaltung hoch. Die Aussagen der Familien selbst, die Beschreibung der familialen Lebenslagen spielten eine große Rolle. Beispielhaft sind zu nennen:- Familienbericht war Grundlage für zahlreiche Förderanträge
- Lokale Förderanträge (Jugendarbeit)
- Förderanträge „Stadtumbau West“ (Stadterneuerung)
- Ziel 2 Förderung – EFRE (Stadterneuerung)
- Förderung Kinder- & Jugendförderplan NRW (Jugendhilfe)
- BAMF-Förderantrag (Integration)
- Förderantrag „Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser“
- Beteiligungsinstrument
- Familienbefragung mit den beiden lokalen Schwerpunkten
- „Audit familiengerechte Kommune“
- Grundlage für die Bestandanalyse im Audit-Fragebogen, der hier als Instrument der Analyse und Selbsteinschätzung verwendet wird.
- Argumentations- und Entscheidungshilfen für die und in den politischen Gremien vor Ort
- Evaluation und anschließende Neukonzipierung des Kreuztaler Stadtpasses im Jahr 2008 und anschließende Aufstockung der finanziellen Familienförderung.
Der einheitliche Indikatorenkatalog sowie standardisierte Fragebogen machen einen Vergleich und vor allem Austausch mit anderen Kommunen möglich. Bemerkenswert ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse (bei zentralen Indikatoren) aus der Landessozialberichterstattung NRW, was in der Veröffentlichung und Präsentation vor Ort von großem Interesse war.
Ausgesprochen hilfreich ist die vom Familienministerium geförderte Anbindung an überregionale Netzwerke, wie sie vom IQZ organisiert und fachlich begleitet wird.
Und danach? „Stolpersteine“
Das Instrument der Familienberichterstattung ist angelegt auf eine- Fortschreibung der Daten sowie
- erneute Befragungen oder Teilbefragungen der Familien.
In der einmaligen Erstellung sozusagen als „Eintagsfliege“ gehen von der Familienberichterstattung wichtige Impulse aus; ihre Stärke liegt aber vor allem in der langfristigen Verankerung. Allerdings …
- Besonders in Zeiten finanzieller Not der Kommunen ist die Bereitschaft von Politik und Verwaltung, sich dieses Instrument dauerhaft „zu leisten“ und sich dessen zu bedienen, wenig ausgeprägt.
- Wahlperioden markieren Wendepunkte; das Ausscheiden von familienpolitischen Promotoren und Schlüsselpersonen kann dabei von noch größerer Bedeutung sein, als die Veränderung von politischen Mehrheiten.
- So sehr auch aus dem Bereich der Fachöffentlichkeit und der lokalen Akteure für deren Arbeit ein differenziertes Informationssystem nachgefragt wird, so wenig ist dieses Instrument im kommunalpolitischen Raum bzw. bei den politischen Entscheidern als politisch / strategisches Planungsinstrument verankert. Der Nutzen für die operative sowie für die Entscheidungsebene wird unterschätzt.
- Die bundes- und landespolitischen Schwerpunktsetzungen (bspw. Vereinbarkeit von Familie und Beruf) bestimmen nach wie vor das politische Tagesgeschäft und die Schwerpunktsetzungen in der kommunalen Familienpolitik. Eigene, an den örtlichen Bedarfen entwickelte familienpolitische Projekte sind die Ausnahme.
Literatur:
Kreuztaler Familienbericht 2007
Autor:
Uwe Montanus
Leiter des Amtes für Kinder – Jugend – Familie – Stadtteilmanagement bei der Stadt Kreuztal.
Erstellungsdatum: 14.09.2011