Familienberichterstattung
Von der Berichterstattung zur prozesshaften Gestaltung der Familienpolitik am Beispiel des Kreises Warendorf
- Kommunale und Regionale Familienpolitik als Querschnittsaufgabe etablieren:
- Warum Bürgerbeteiligung?
- Zielorientierung und Handlungsgewichtung
- Grundlage für die Gewichtung der einzelnen Handlungsbedarfe
- Mit der Vorlage des Berichtes beginnt die eigentliche Arbeit...
- Meilensteine im Umsetzungsprozess
- Fazit
Im Kreis Warendorf hat sich seit 1991 eine umfangreiche Planungspraxis und Planungskultur entwickelt, in deren Mittelpunkt insbesondere die Beteiligung betroffener Menschen stand und steht. So wurde hier eine der ersten Jugendhilfeplanungen bundesweit nach den Vorgaben des SGB VIII erstellt. Dem folgte die Erarbeitung eines Altenhilfeplanungsberichtes sowie zahlreiche sozialräumliche Fortschreibungen und Umsetzungsentwicklungen auf kommunaler Ebene. Aus Sicht des Kreistages des Kreises Warendorf wurde es später als erforderlich angesehen, diese Planungen unter einem gemeinsamen Dach zusammenzufassen und die gesamte Lebenswirklichkeit und die Entwicklungsbedingungen von Familien zu beschreiben. Vor diesem Hintergrund wurde der Verwaltung der Auftrag erteilt, einen Familienbericht und ein Familienprogramm zu erstellen. Die Arbeiten hierzu begannen als erste Vorbereitungen bereits 1999 und konnten Anfang des Jahres 2003 abgeschlossen werden. Der vergleichsweise lange Erstellungszeitraum des Familienberichtes und des Familienprogramms für den Kreis Warendorf ist im Wesentlichen der Prozesshaftigkeit dieses Planungsansatzes zuzuschreiben und einer hiermit eng in Verbindung stehenden ausgeprägten Beteiligungsorientierung. Weit über 3.000 Akteure wurden im Verlauf der Berichterstellung in den Prozess eingebunden. Es handelte sich hierbei um Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Dienstleistungssektoren für Familien. Daneben und gleichbedeutend war es aber auch wichtig, Familien direkt in diesen Prozess einzubeziehen. Ferner wurden bereits im laufenden Prozess, eben auf Grund der Aktualität der Beteiligungsergebnisse, in den Städten und Gemeinden des Kreises Warendorf sowie auf der Ebene des Kreises Warendorf selbst Projekte durchgeführt, in deren Verlauf Umsetzungen meist kleinräumiger Bedarfsanforderungen erfolgten. Der Prozess der Berichterstellung sowie der Prozess der Umsetzung verliefen somit zeitweise parallel.
Die Bemühungen zur Erstellung des Familienberichtes und des Familienprogramms richten sich dabei explizit auf die Förderung positiver Lebensbedingungen von Familien im Kreis Warendorf und die hiermit in Verbindung stehenden Entwicklungsmöglichkeiten. Dabei wird aus kommunalpolitischer Sicht das Leitmotiv verfolgt, den Kreis Warendorf als Familienregion weiter zu stärken. Dies bedeutet, Familien in ihrem Lebensalltag anzusprechen und bei dessen Bewältigung zu unterstützen. Familie, in welcher Lebensform auch immer angetroffen, wird dabei als wesentliche und gesellschaftstragende regionale Ressource verstanden. In Erweiterung dieser Leitidee werden Familien als regionaler Standortvorteil gegenüber anderen Regionen gesehen und wertgeschätzt. Insofern erwerben kommunale Gebietskörperschaften in dem Maße einen regionalen Mehrwert, indem es ihnen gelingt, Familien an sich zu binden. Es geht also darum, Familien zu stärken, ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu fördern und zu unterstützen. Der Familienbericht und das Familienprogramm des Kreises Warendorf richten sich dabei im Schwerpunkt an der Anforderung aus, eigenverantwortlich handelnde familiale Gemeinschaften zu fordern und zu unterstützen. Familien mit einem kompensatorischen Begleitungs- und Unterstützungsbedarf werden dabei nicht außer Acht gelassen. In diesen Fällen soll der Gefahr entgegengewirkt werden, dass Familien den Anschluss an eine positive Entwicklung verlieren könnten.
Im Ergebnis weist der Familienbericht des Kreises Warendorf hierzu eine Prioritätenmatrix aus. Diese Prioritätenmatrix stellt ein Instrument dar, mit dem es möglich ist, dokumentierte Bedarfsaussagen und Handlungsanforderungen einerseits zu gewichten, andererseits aber auch Umsetzungszeiträume zu definieren.

Diese Matrix wurde auf alle identifizierten 78 Handlungsbedarfe angewendet. Je nach dem Grad der sozialen Folgewirkungen bzw. der gesetzlichen Verpflichtungen wurden „Punkte„ vergeben und dann zusammen gerechnet. Die ermittelte Gesamtpunktezahl war Grundlage für die Verortung jedes Handlungsbedarfs in einer Prioritätenliste. Insgesamt wurden 36 der Handlungsbedarfe als kurzfristig zu realisieren eingestuft.
In der Matrix werden die erarbeiteten Handlungsbedarfe hinterlegt. Die einzelnen Handlungsbedarfe werden dann in Relation gesetzt zu den Faktoren "soziale Folgewirkung", "gesetzlicher Verpflichtungsgrad" und "Realisierbarkeit". Der Faktor Realisierbarkeit beinhaltet sowohl eine Einschätzung zur tatsächlichen Machbarkeit der angestrebten fachlichen Handlung als auch eine Aussage zum Umsetzungszeitraum. Die Prioritätenmatrix bleibt in jedem Fall ein Instrument im Aushandlungsprozess zur fachlichen Einordnung und Gewichtung aller erkannten Handlungsbedarfe. Es ersetzt nicht den fachlichen Diskurs hierzu und die Konsensbildung.
Die Prioritätenmatrix bildet die Grundlage für das Familienprogramm und die hierin enthaltenen, auf einer Zeitschiene abgelegten Umsetzungsschritte. Über dieses Programm hatte am Ende der Kreistag als regionales Parlament zu entscheiden und die hiermit in Verbindung stehenden Handlungsempfehlungen in den Umsetzungsprozess zu geben. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der Familienbericht und das Familienprogramm im Kreis Warendorf nicht nur beteiligungsorientiert angelegt ist, sondern bereits im Konzept den Prozess der Umsetzung und eine hiermit in Verbindung stehende Nachhaltigkeit vorgibt.
Dem Bildungsbegriff kommt hierbei aktuell und künftig eine explizierte Bedeutung zu. Der Bildungsprozess beginnt mit der Geburt des Kindes und durchläuft unterschiedliche Entwicklungsphasen. Diese werden im Wesentlichen durch die Familie getragen und beeinflusst. Im Gelingen ist dies davon abhängig, wie Familien, in welcher Lebensform auch immer, den Bildungsprozess ihrer Kinder fördern und unterstützen können. Kommunale Familienpolitik als planvolles und zielgerichtetes Handeln orientiert sich hieran und wird vorausschauend die Rahmenbedingungen setzen müssen, um Familien in einem sich rasch verändernden gesellschaftlichen Kontext positive Lebens- und Entwicklungsbedingungen anbieten zu können. Diese sind letztlich darauf ausgerichtet, die Autonomie und Eigenverantwortlichkeit der Familie zu ermöglichen und zu unterstützen.
Autor:
Wolfgang Rüting
Leiter des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf.
Erstellungsdatum: 07.01.2011
Kommunale und Regionale Familienpolitik als Querschnittsaufgabe etablieren:
Der Erarbeitung/Erstellung des Familienberichtes und des Familienprogramms für den Kreis Warendorf liegen unterschiedliche Überlegungen und Zielvorstellungen zu Grunde. Zum einen geht es darum, familienrelevante Leistungsbereiche und hiermit in Verbindung stehende Aufgabenstellungen ressortübergreifend und damit kooperativ im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zu erschließen. Hiervon leiten sich entsprechende Zielvorstellungen ab sowie das Erfordernis, ein familienorientiertes Handlungsprogramm zu entwickeln. Der Familienbericht des Kreises Warendorf orientiert sich dabei an der Frage nach den Wohnverhältnissen von Familien, den Möglichkeiten der Teilhabe an den Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, der gesundheitlichen Förderung von Familien, dem Thema Selbsthilfe und Ehrenamt für und von Familien sowie der Funktionalität der sozialen Dienstleistung.Die Bemühungen zur Erstellung des Familienberichtes und des Familienprogramms richten sich dabei explizit auf die Förderung positiver Lebensbedingungen von Familien im Kreis Warendorf und die hiermit in Verbindung stehenden Entwicklungsmöglichkeiten. Dabei wird aus kommunalpolitischer Sicht das Leitmotiv verfolgt, den Kreis Warendorf als Familienregion weiter zu stärken. Dies bedeutet, Familien in ihrem Lebensalltag anzusprechen und bei dessen Bewältigung zu unterstützen. Familie, in welcher Lebensform auch immer angetroffen, wird dabei als wesentliche und gesellschaftstragende regionale Ressource verstanden. In Erweiterung dieser Leitidee werden Familien als regionaler Standortvorteil gegenüber anderen Regionen gesehen und wertgeschätzt. Insofern erwerben kommunale Gebietskörperschaften in dem Maße einen regionalen Mehrwert, indem es ihnen gelingt, Familien an sich zu binden. Es geht also darum, Familien zu stärken, ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu fördern und zu unterstützen. Der Familienbericht und das Familienprogramm des Kreises Warendorf richten sich dabei im Schwerpunkt an der Anforderung aus, eigenverantwortlich handelnde familiale Gemeinschaften zu fordern und zu unterstützen. Familien mit einem kompensatorischen Begleitungs- und Unterstützungsbedarf werden dabei nicht außer Acht gelassen. In diesen Fällen soll der Gefahr entgegengewirkt werden, dass Familien den Anschluss an eine positive Entwicklung verlieren könnten.
Warum Bürgerbeteiligung?
Planung "vom grünen Tisch", so lehrt die Erfahrung, geht häufig an den Interessen und Bedürfnissen der betroffenen Menschen vorbei. Wirkungsvolle und auf Nachhaltigkeit angelegte Planungsprozesse kommen nicht umhin, sich mit den Betroffenen, in diesem Falle mit den Familien selbst, kooperativ auseinanderzusetzen. In den Lebenswelten von Familien (soziale Netzwerke), im individuellen und weiteren Sinne, entstehen die wesentlichen Hinweise auf eine zu entwickelnde regionale Familienpolitik. Hieraus ergibt sich dann zwangsläufig auch eine entsprechende "Erdung" der erarbeiteten Zielvorstellungen und Handlungsprogramme. Nur das kann am Ende wirkungsvoll und bürgernah realisiert werden, was sich im Vorfeld im Zuge einer Rückkoppelung mit den Betroffenen selbst als Bedarf dargestellt hat. Aufgabe von Planung ist hierbei zweierlei: Zum einen geht es um die Organisation und Bereitstellung valider Beteiligungsinstrumente (im Sinne einer echten, authentischen Beteiligung). Zum anderen müssen unter planungskonzeptionellen Gesichtspunkten Verfahren entwickelt werden, wie zum Beispiel die formulierten Bedarfe aus Sicht der Betroffenen "realpolitisch" umzusetzen sind. Das, was in vielen Beteiligungsforen bekannt und dokumentiert wird, ist handlungsorientiert auszuwerten, erneut zu dokumentieren und in Handlungsvorschlägen valider Art darzustellen. Hierzu wurden im Kreis Warendorf im Verlauf des Planungsprozesses unterschiedlichste Konzepte und Verfahren entwickelt und erfolgreich umgesetzt.
Zielorientierung und Handlungsgewichtung
Ein auf Nachhaltigkeit hin angelegter Planungsprozess kommt nicht umhin, relevante Aussagen und Handlungsempfehlungen zu formulieren. Erfahrungsgemäß – und so war es auch im Kreis Warendorf – werden im Verlauf eines mehrmonatigen Planungsprozesses eine Fülle von Interessen und Bedürfnissen formuliert, von denen sich unterschiedlichste Handlungsanforderungen und folglich Ziele ableiten. Diese gilt es zu gewichten und in Handlungsschwerpunkten zusammenzuführen.Im Ergebnis weist der Familienbericht des Kreises Warendorf hierzu eine Prioritätenmatrix aus. Diese Prioritätenmatrix stellt ein Instrument dar, mit dem es möglich ist, dokumentierte Bedarfsaussagen und Handlungsanforderungen einerseits zu gewichten, andererseits aber auch Umsetzungszeiträume zu definieren.
Grundlage für die Gewichtung der einzelnen Handlungsbedarfe

Diese Matrix wurde auf alle identifizierten 78 Handlungsbedarfe angewendet. Je nach dem Grad der sozialen Folgewirkungen bzw. der gesetzlichen Verpflichtungen wurden „Punkte„ vergeben und dann zusammen gerechnet. Die ermittelte Gesamtpunktezahl war Grundlage für die Verortung jedes Handlungsbedarfs in einer Prioritätenliste. Insgesamt wurden 36 der Handlungsbedarfe als kurzfristig zu realisieren eingestuft.
In der Matrix werden die erarbeiteten Handlungsbedarfe hinterlegt. Die einzelnen Handlungsbedarfe werden dann in Relation gesetzt zu den Faktoren "soziale Folgewirkung", "gesetzlicher Verpflichtungsgrad" und "Realisierbarkeit". Der Faktor Realisierbarkeit beinhaltet sowohl eine Einschätzung zur tatsächlichen Machbarkeit der angestrebten fachlichen Handlung als auch eine Aussage zum Umsetzungszeitraum. Die Prioritätenmatrix bleibt in jedem Fall ein Instrument im Aushandlungsprozess zur fachlichen Einordnung und Gewichtung aller erkannten Handlungsbedarfe. Es ersetzt nicht den fachlichen Diskurs hierzu und die Konsensbildung.
Die Prioritätenmatrix bildet die Grundlage für das Familienprogramm und die hierin enthaltenen, auf einer Zeitschiene abgelegten Umsetzungsschritte. Über dieses Programm hatte am Ende der Kreistag als regionales Parlament zu entscheiden und die hiermit in Verbindung stehenden Handlungsempfehlungen in den Umsetzungsprozess zu geben. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der Familienbericht und das Familienprogramm im Kreis Warendorf nicht nur beteiligungsorientiert angelegt ist, sondern bereits im Konzept den Prozess der Umsetzung und eine hiermit in Verbindung stehende Nachhaltigkeit vorgibt.
Mit der Vorlage des Berichtes beginnt die eigentliche Arbeit...
Im Zusammenhang mit eingeleiteten Planungs- und Entwicklungsprozessen wird mit Recht auf die Notwendigkeit einer Nachhaltigkeit hingewiesen. Was aber bedeutet Nachhaltigkeit konkret? Im Kern ist hierunter zweierlei zu subsumieren. Zum einen müssen die angestrebten Ziele und Handlungen Veränderungs- und Weiterentwicklungsprozesse anstoßen und sich damit strukturell und prozesshaft etablieren. Zum anderen beinhaltet Nachhaltigkeit immer auch das Erfordernis, die Zielrealisierung zu überprüfen. Dieses sowohl aus Sicht der Planungsverantwortlichen, als auch aus Sicht der Betroffenen selbst. Insofern sind Planungsprozesse immer wieder neu auf die aktuelle Situation auszurichten. Dies beinhaltet eine systematische Überprüfung und eine gezielte Weiterentwicklung von Strukturen und Prozessen. Um das zu gewährleisten, kümmert sich eine dezernatsinterne Steuerungsgruppe um die Umsetzung der definierten Ziele und Handlungsaspekte.
Meilensteine im Umsetzungsprozess
Der Familienbericht und das Familienprogramm für den Kreis Warendorf weisen Ziele und Handlungsrichtungen aus. Diese gilt es in den vereinbarten Zeiträumen auszugestalten, umzusetzen und weiter zu entwickeln. Der Familienbericht steckt dabei den Handlungsrahmen und Zielsetzungen ab. In diesem Fall die Förderung, Unterstützung und Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Familien im Kreis Warendorf. Er bleibt aus planerischer Sicht sinnvollerweise offen für inhaltliche Ausgestaltungsmöglichkeiten. Rückblickend und aktuell haben sich hierzu im Wesentlichen die nachfolgend skizzierten Handlungsfelder und Arbeitsbereiche etablier- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Hiermit in Verbindung steht eine der wichtigsten Herausforderungen für Familien. Es geht darum, Familien die Möglichkeit zu geben, Berufstätigkeit und Familie gut miteinander (im Sinne des Kindeswohls) zu vereinbaren. Der Kreis Warendorf baut hierzu kontinuierlich sein Betreuungsprogramm aus. Allein für Kinder unter drei Jahren werden bis zum Jahr 2013 in Tageseinrichtungen und in Tagespflege über 1.300 neue Plätze geschaffen. Der Rechtsanspruch für Kinder unter drei Jahren soll realisiert werden. Damit Eltern das für sie passende Angebot finden können, ist eine Kinderbetreuungsbörse als Ergebnis des Familienberichtes eingerichtet worden. Für Familien im Kreis Warendorf gilt die Zusage, in jedem Fall ein kindgerechtes Betreuungsangebot zu finden – insbesondere immer dann, wenn die Eltern berufstätig sind. Hierauf richtet sich die Arbeit der Betreuungsbörse aus. Das zur Verfügung stehende Tagesangebot ist hier dokumentiert einschließlich erforderlicher Informationen über Einrichtungen und Tagespflegemöglichkeiten. Gleichzeitig werden die Erfahrungen der Kinderbetreuungsbörse unter qualitativen Aspekten in den Planungsprozess zurückgeführt und Planungsprozesse weiterentwickelt. - Projekt Familie, Arbeit, Mittelstand (FAMM)
Der Kreis Warendorf ist beteiligt am Projekt Familie, Arbeit, Mittelstand. Hierbei handelt es sich um ein aus EU-Mitteln gefördertes münsterlandweites Projekt, welches durch die vier Münsterlandkreise getragen wird. Das Projekt verfolgt seit Juli 2008 eine gemeinsame münsterlandweite Strategie zur nachhaltigen Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Arbeitsleben im ländlichen Raum. Das Projekt zielt ab auf eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben als wichtiger Standortfaktor im Münsterland ab.
Entwickelt, erprobt und implementiert wird ein Qualitätssiegel, mit dem kleine und mittlere Unternehmen ihre familienfreundliche Personalpolitik nach außen dokumentieren können. Darüber hinaus werden betriebsnahe und betriebliche Angebote der Kinderbetreuung angestrebt. Zudem bilden sich lokale Netzwerke, in die insbesondere auch Vertreter der Wirtschaft eingebunden sind. - Sprachförderung als Basis der Bildungsbeteiligung
Projekte FIT (Frühkindliches Integrationstraining) und Sprachförderung an Grundschulen:
Frühe und durchgängige Sprachförderung sowie eine aktive Elternbeteiligung haben in dem 2009 gestarteten Projekt eine Schlüsselfunktion. Das FIT-Projekt zielt auf die Förderung der Muttersprachkompetenz, der deutschen Sprache und der allgemeinen Entwicklung ab. Das Projekt korrespondiert unmittelbar mit erweiterten Sprachförderprogrammen an Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I. Diese Sprachförderprogramme sind auch Teil der frühen Hilfen für Familien. Hierdurch wird die Möglichkeit geschaffen, Familien nicht nur bei der Förderung der Kinder zu begleiten und zu unterstützen, sondern sie hierbei aktiv einzubinden. Lernen findet insofern auf unterschiedlichen Ebenen statt: Zum einen mit Blick auf die Förderung der betroffenen jungen Menschen. Zum anderen erhalten Eltern durch eben eine aktive Einbringung Anregungen zur Gestaltung des Erziehungsalltages und zur Bewältigung praktischer Alltagsanforderungen. - Familientelefon
Familien benötigen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen und Alltagsanforderungen oftmals sofortige Unterstützung und Ratschläge. Hierfür steht das Familientelefon als leicht zugängliche und kostenfreie Informationsquelle zur Verfügung. Das Familientelefon ist kein Notruftelefon. Insofern ist es während der regulären Dienstzeiten des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien geschaltet. Für Familien besteht die Gewähr, rund um das Thema Familie in seinen gesamten Facetten Hinweise und erste Ratschläge zu erhalten. Diese beziehen sich auf Betreuungsmöglichkeiten für Kinder genauso wie die Möglichkeit, bei Krisen und Konflikten und sonstigen Fragen zum Lebensalltag Informationen zu erhalten. - Familiengutscheine
Der Kreis Warendorf hat das Angebot "Familiengutscheine" konzipiert und seit 2004 kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut. Sinn der Familiengutscheine ist es, Familien mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichem Bildungsstand den Zugang zu Familienbildungsangeboten zu eröffnen. Hierzu wird ein Gutschein in Höhe von 50,00 € ausgestellt. Familien erhalten diesen Gutschein grundsätzlich nach der Geburt des ersten Kindes. Aber auch darüber hinaus ist es dem Amt für Kinder, Jugendliche und Familien jederzeit möglich, auf Anfrage von Familien weitere Familiengutscheine auszustellen. Mit dem Familiengutschein haben Familien die Chance, Angebote der Familienbildung wahrzunehmen. Nachdem diese Familiengutscheine zunächst ausschließlich in den Familienbildungsstätten im Kreis Warendorf eingesetzt werden konnten, ist es nun seit 2010 auch möglich, die Familiengutscheine in den Familienzentren einzulösen. Damit ist ein weiterer Schritt zur Verbreitung und der Chance für Familien, diese Gutscheine einzulösen, geleistet worden. Die Anzahl der in Anspruch genommenen Familiengutscheine und die Bekanntheit dieses Angebotes steigt kontinuierlich. Erfreulich ist, dass mit dem Familiengutschein auch so genannte "bildungsferne" Familien angesprochen werden. Das Programm der Familienbildungsstätten und der Familienzentren stellt sich hierauf mit verschiedensten Angeboten differenziert ein. Ein weiterer Nebeneffekt ist folgender:
Familienbildung als eine Möglichkeit niedrigschwelliger Angebote für Familien wird im Kreis Warendorf vielen Bevölkerungsgruppen wesentlich besser zugänglich gemacht, als dies in den Vorjahren noch möglich war. - Familienzentren
Das Land Nordrhein-Westfalen entwickelt und fördert seit 2006 die Familienzentren. Diese Entwicklung ist im Kreis Warendorf aktiv aufgegriffen worden. Über die Pilotphase hinaus wurden und werden Familienzentren initiiert und über die vorhandenen Fördermöglichkeiten des Landes NRW hinaus finanziell unterstützt. Diese Unterstützung erstreckt sich sowohl auf die Entwicklung der örtlichen Familienzentren selbst als auch auf die zur Verfügungstellung weiterer Beratungs- und Bildungsmöglichkeiten. Die Familienzentren entwickeln sich zunehmend zu sozialräumlichen Kristallisationspunkten familienorientierter Unterstützungsangebote und Dienstleistungen. Sie sind zudem ein wichtiger Bestandteil der Bildung von lokalen Netzwerken. Vielen Familien wird über die Familienzentren der Weg zu niedrigschwelligen Hilfen, aber auch die Möglichkeit zu Kontakten im sozialen Nahraum erschlossen. - Lokale Bündnisse 'Frühe Hilfen und Schutz im Kreis Warendorf' – Netzwerkbildung.
Die frühe Förderung für Kinder und Jugendliche sowie gut erreichbare und umfassende Hilfen und Unterstützungen für Familien stehen bei der Bildung der lokalen Netzwerke Frühe Hilfen und Schutz im Kreis Warendorf im Vordergrund. Dazu entwickeln die Fachkräfte der unterschiedlichen Berufsgruppen aus Jugendhilfe, Schule, Gesundheitswesen, ARGE etc. Netzwerke in den Städten und Gemeinden des Kreises Warendorf. Das Ziel: Angebote und Förderprogramme für Familien und Kinder auf lokaler Ebene (Sozialraum) zusammenzuführen und zu optimieren. Ferner soll ein hoher Erreichungsgrad der Hilfen und Leistungen realisiert werden. Zugangshemmnisse zu weiterführenden Angeboten werden dabei abgebaut. Der Aufbau der Netzwerke erfolgt in gemeinsamer Verantwortung der Städte und Gemeinden sowie des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf. Die Idee zur Bildung der lokalen Bündnisse geht aus von dem Erfordernis, Strukturen "sozialer Frühwarnung" zu schaffen. Die frühe Aufmerksamkeit für Unterstützungs- und Schutzbedarfe erfordert aber auch, betroffenen Familien Hilfen anzubieten. Die lokalen Bündnisse versuchen diesen Anspruch zu realisieren und Handlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln. - Demografiebericht
Als unmittelbare Erkenntnis aus dem Familienbericht wurde für den Kreis Warendorf deutlich:
Wir werden weniger und älter. Diese Entwicklung trifft letztendlich auch ländliche Regionen. Hierauf gilt es sich langfristig einzustellen. Der Demografiebericht des Kreises Warendorf greift dabei die durch den Familienbericht aufgezeigten familienpolitischen Handlungsstränge auf und verknüpft diese mit der Fragestellung nach der Bevölkerungsentwicklung im Kreis Warendorf. Insofern entwickelt der Demografiebericht im Ergebnis Strategien, wie unter den langfristigen demografischen Gesichtspunkten im Kreis Warendorf die familienpolitischen Handlungsstränge weiter zu sichern und umzusetzen sind. - Integrationsbericht des Kreises Warendorf - Motto: Einander kennen lernen
Im Zeitraum 2008 bis 2010 wurde der Integrationsbericht für den Kreis Warendorf erstellt. In seiner Konzeption und Umsetzung folgt der Integrationsbericht dem Muster des Familienberichtes und des Familienprogramms. Dieser Integrationsbericht ist letztendlich eine unmittelbare Folge der Erkenntnisse aus der Familienberichterstattung und der Erfahrung in der Umsetzung. Im Kreis Warendorf, einer eher ländlichen Region, liegt der Anteil der Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund bei rd. 18 %. Dieser Anteil wird lt. Prognosen weiter ansteigen. Grund genug, sich frühzeitig im Rahmen kommunalpolitischen Handelns Gedanken dazu zu machen und Vorstellungen darüber zu entwickeln, wie ein sozialverträglicher und förderlicher Integrationsprozess gestaltet werden kann. Hierbei stehen die Familien im Fokus, mit Bedarf in Handlungsfeldern wie Bildung, Sprache, Gesundheit und Sport sowie Arbeit und Wirtschaft. Diese Aufgabenbereiche waren schon Gegenstand der Überlegungen bei der Erstellung des Familienberichtes und des Familienprogramms 2003. Sie finden jetzt hier unter dem Gesichtspunkt einer förderlichen Gestaltung der Integrationsprozesse im Kreis Warendorf eine erneute Akzentuierung. Es geht darum, Familien mit Zuwanderungsgeschichte gute und sichere Entwicklungsmöglichkeiten im Kreis Warendorf anzubieten. Der Kreis Warendorf erkennt damit an, dass auch eine ländliche Region eine Zuwanderungsregion darstellt und perspektivisch – auch unter demografischen Gesichtspunkten – auf Zuwanderung angewiesen ist. Die hiermit in Verbindung stehenden Integrationsleistungen stehen im Mittelpunkt und sind produktiv zu fördern. Der Integrationsbericht greift dabei die Handlungsstränge des Familienberichtes 2003 auf, ergänzt sie um die integrativen gesellschaftspolitischen Aspekte und setzt sie in der Umsetzung fort. Auch der Integrationsbericht basiert auf einer breiten Beteiligung vieler Akteure u. a. aus dem Profibereich, dem Bereich der Ehrenamtlichen, aber insbesondere auch der betroffenen Menschen unterschiedlichster kultureller und sozialer Herkunft. - Warendorfer Praxis – frühe Beratung in Trennungs- und Scheidungssituationen zur Konfliktlösung
Dieses Angebot wurde im Zusammenwirken mit den Familiengerichten, den Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten sowie den Trägern der Jugendhilfe im Kreis Warendorf im Jahr 2008 initiiert. Ziel des Angebotes ist es, im Zusammenwirken aller Beteiligten, Einrichtungen und Institutionen, in den frühen Phasen der Konfliktbildung weiterzuentwickeln und bei dessen Bewältigung zu unterstützen. Im Kontext von Trennung und Scheidung der Familie ist ein Verfahren abgestimmt worden, das auf die Handlungsfähigkeit der Familie setzt, gleichzeitig aber aktive Beratung und Unterstützungsleistungen zur Verfügung stellt. Die enge Kooperation unterschiedlicher Auftrags- und Rollenträger hat dazu geführt, dass die Belange von Familien in Krisen und Konfliktlagen ressortübergreifend verstanden und bewertet werden. Familien erhalten hierdurch aktive Hilfe zur Selbsthilfe bei gleichzeitigem Schutz der betroffenen jungen Menschen in Fällen von Konflikten und Krisen innerhalb der Familie.
Fazit
Die o. a. Darstellungen unterschiedlicher Entwicklungsstränge, allesamt verknüpft mit dem Ziel, den Lebensalltag von Familien in den unterschiedlichen Lebensphasen zu begleiten und zu unterstützen, nehmen ihren Anfang beim Familienbericht und dem Familienprogramm des Kreises Warendorf. Hier wurde erstmals mit entsprechender Deutlichkeit das Thema Familie als Querschnittsthema kommunaler Struktur- und Angebotsentwicklung definiert. Der Prozess der Umsetzung war und ist weiterhin dadurch bestimmt, das Prinzip Familie als Querschnittsaufgabe zu sehen. Dies hat, wie oben dargestellt, nachhaltigen Einfluss auf die Weiterentwicklung entsprechender Aufgabenstellungen. Mittelfristig wird es darum gehen, die Förder- und Unterstützungsangebote für Familien sukzessive aus einer ressortgebundenen Zuständigkeit herauszulösen. Das, was Familien benötigen, erfordert eine ganzheitliche Betrachtung als Verantwortungs- und Dienstleistungsträger.Dem Bildungsbegriff kommt hierbei aktuell und künftig eine explizierte Bedeutung zu. Der Bildungsprozess beginnt mit der Geburt des Kindes und durchläuft unterschiedliche Entwicklungsphasen. Diese werden im Wesentlichen durch die Familie getragen und beeinflusst. Im Gelingen ist dies davon abhängig, wie Familien, in welcher Lebensform auch immer, den Bildungsprozess ihrer Kinder fördern und unterstützen können. Kommunale Familienpolitik als planvolles und zielgerichtetes Handeln orientiert sich hieran und wird vorausschauend die Rahmenbedingungen setzen müssen, um Familien in einem sich rasch verändernden gesellschaftlichen Kontext positive Lebens- und Entwicklungsbedingungen anbieten zu können. Diese sind letztlich darauf ausgerichtet, die Autonomie und Eigenverantwortlichkeit der Familie zu ermöglichen und zu unterstützen.
Autor:
Wolfgang Rüting
Leiter des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf.
Erstellungsdatum: 07.01.2011