Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Praxis vor Ort

Beispiel guter Praxis:
Kreis Siegen-Wittgenstein: ZeitPaten – mehr Zeit für Kinder

Im Siegerland vermitteln die „ZeitPaten“ Kinder und Jugendliche an Paten, die ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Durch die Bezugsperson werden die Heranwachsenden gestärkt, sie finden Orientierung und profitieren vom Erfahrungsschatz der Paten.

Ausgangssituationund Ziele des Projekts

Viele Kinder wachsen heute in Kleinfamilien oder mit einem alleinerziehenden Elternteil auf. Oft leben die Großeltern weit entfernt oder sind nicht unmittelbar ins Familienleben eingebunden. „Den Kindern und Jugendlichen, die unter diesen Umständen aufwachsen, fehlen oft Bezugspersonen, die ihrem Bedürfnis nach Verbundenheit, Austausch, Orientierung, Unterstützung, Geborgenheit und Nähe gerecht werden“, so Projektkoordinatorin Marianne Müller.

Mit ihren Mitstreiterinnen hat sie daher bereits im Jahr 2008 das Projekt „ZeitPaten“ ins Leben gerufen: „ZeitPaten“ möchten wohltuende Wahlverwandtschaften zwischen Erwachsenen und Kindern bzw. Jugendlichen vermitteln. Die Kinder und Jugendlichen sollen durch die Patenschaft eine zuverlässige Begleitung erhalten und so von Älteren mit ihrem Erfahrungsschatz unterstützt werden.

Teilnehmende Paten und Familien

Als Paten bewerben können sich engagierte Frauen und Männer, die an der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen teilhaben möchten und bereit sind, mit diesen Zeit zu verbringen und ein freundschaftliches Verhältnis pflegen möchten. Die Paten verpflichten sich, regelmäßig an Supervisionen und Fortbildungen teilzunehmen, zudem sollen sie sich mit den Zielen der Evangelischen Frauenhilfe identifizieren können.

Stehen Paten zur Verfügung, werden interessierte Familien, Kinder und Jugendliche vermittelt. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen sind in der Regel zwischen 1 und 15 Jahren; sie nehmen entweder auf eigenen Wunsch oder auf Initiative der Eltern am Projekt teil. „Teilnehmen können all diejenigen, die sich einen Paten wünschen, der mit ihnen Gespräche führt, sie begleitet und unterstützt sowie in schwierigen Situationen Orientierung bietet“ so Marianne Müller.

Akteure und Strukturen

Das Projekt „ZeitPaten“ wird in Trägerschaft des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfe e.V. durchführt.  Neben der Zusammenarbeit mit den anderen Projekten der Evangelischen Frauenhilfe (Starthilfe, Tafel deck dich, Kleiderladen, Sozialer Dienst Frauenhilfe) bestehen Kooperationsbeziehungen zu weiteren Einrichtungen, wie z.B. zur Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Kirchenkreises Siegen, zur Siegener Agentur für Ehrenamt, zu Familienzentren, Kindertageseinrichtungen und Schulen,  zum Stadt- und Kreis-Jugendamt und dem Schulverwaltungsamt sowie zum Seniorenbeirat der Stadt Siegen und dem Familienbüro Siegen.

Durch die vielfältigen Kooperationsbeziehungen, Mundpropaganda und durch Pressearbeit werden neue Paten geworben.

Umsetzung vor Ort

Die Gewinnung von Paten und deren professionelle Begleitung und Unterstützung ist Aufgabe einer Koordinierungsstelle unter Leitung von Marianne Müller. Sie übernimmt auch die Vermittlung der Patenschaften. Dementsprechend ist sie die erste Ansprechpartnerin für die interessierten Kinder, Jugendlichen und Familien. Zudem findet das erste persönliche Kennenlernen der potentiellen Paten und Kinder mit ihren Eltern bei der Koordinatorin statt, erklärt Marianne Müller, so falle es leichter Vertrauen zu entwickeln.

Die Beziehung der Paten zu den Kindern und Jugendlichen variiert je nach den Wünschen der Beteiligten. Im Mittelpunkt stehen zumeist regelmäßige Treffen, möglichst einmal pro Woche für ca. 2-3 Stunden, und gemeinsame Unternehmungen wie Spaziergänge, Spielen, Kochen, Lesen oder Handwerken. Dabei gilt immer: Ein Erwachsener soll einem Kind seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Ein Pate kümmert sich also immer nur um ein einzelnes Kind.

Die Paten und Schützlinge sollen so ins Gespräch kommen und gegenseitige Anteilnahme und Vertrauen entwickeln, so dass eine „freundschaftliche Wahlverwandtschaft“ entsteht. „Die Kinder erfahren durch die Patenschaft eine persönliche Stärkung, eine Förderung ihrer Potenziale und eine vielseitige Unterstützung auch bei Problemen in der Familie“, so Marianne Müller. „Aus diesen Beziehungen schöpfen die Kinder Energie für ihren Alltag und für die Herausforderungen des Lebens.“

Kosten und Finanzierung

Die betreuten Kinder – beziehungsweise deren Familien – werden um eine Spende gebeten: 10 Euro pro Monat oder eine einmalige Spende sind gewünscht. Es gilt jedoch der Grundsatz, dass die Unterstützung nicht am Geld scheitern soll.

Als Aufwandsentschädigung können die Paten bis zu 25 Euro pro Monat beantragen. Damit sollen beispielsweise Fahrkosten abgedeckt werden – in einer ländlichen Region wie dem Siegerland ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.

Die Kosten des Projektes werden zu großen Teilen durch Spenden, Kollekten und Zuwendungen aus Stiftungsmitteln getragen. Was nicht durch Spenden gedeckt werden kann, übernimmt der Bezirksverband der Siegerländer Frauenhilfen e.V. als Träger des Projektes.

Hinzu kommen gelegentlich auch Preisgelder: Anfang 2014 wurde das Projekt „ZeitPaten – mehr Zeit für Kinder“ mit dem Zukunftspreis des Kreises Siegen-Wittgenstein ausgezeichnet. 31 Projekte konkurrierten um den Preis unter dem Motto „Gemeinsam mehr bewegen – Kooperation bedeutet Zukunft“.

Ansprechperson

Silke Kötz
Koordinatorin ZeitPaten
Friedrichstr. 27
57072 Siegen
Tel.: 0170 2251122
E-Mail: info(at)zeitpaten.de

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