Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Aktuelles Schwerpunktthema

Zeit für Familie

Die letzten beiden Familienberichte haben gezeigt: Zeitknappheit und Zeitdruck prägen den Alltag vieler Familien. Zeitpolitik gilt nun – neben Infrastrukturpolitik und finanzieller Transferpolitik – als dritte Säule einer bedarfsgerechten Familienpolitik. Den Kommunen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

 

Familien brauchen mehr „Zeitsouveränität“

Es sind unterschiedliche Taktgeber, die auf das Familienleben wirken: Erwerbstätigkeit, (Aus-)Bildung, Öffnungszeiten öffentlicher Institutionen oder auch die Zeitvorgaben des öffentlichen Nahverkehrs gehören dazu. Zeitkonflikte entstehen unter anderem dann, wenn die Zeitstrukturen unterschiedlicher Alltags- und Lebensbereiche nicht miteinander abgestimmt sind. Gerade für Familien führt dies zu Problemen, da sich alle Familienmitglieder in unterschiedlichen Lebensbereichen bewegen. Nicht nur ihr individueller Alltag ist in zeitlicher Hinsicht zu regeln, auch der Familienalltag und die zeitlichen Strukturen des Miteinanders müssen koordiniert werden. Das gelingt keineswegs immer, und dann wird es schwierig, das Familienleben entsprechend den eigenen Vorstellungen und Präferenzen zu gestalten. Die Sachverständigenkommission des 8. Familienberichtes hat deshalb als Zielgröße von Familienzeitpolitik die Steigerung von „Zeitsouveränität“ vorgeschlagen. Sie ist dann gegeben, wenn „...die Verwendung von Zeit weitgehend so gestaltet werden kann, dass sie die subjektive Lebensqualität steigert.“

 

Kommunen sind gefordert

Der kommunalen Ebene kommt eine große Bedeutung zu, wenn es um eine Steigerung der Zeitsouveränität geht, denn sowohl Taktgeber als auch Entlastungsmöglichkeiten werden maßgeblich durch die Situation vor Ort geprägt. Allerdings können zeitpolitische Bemühungen für Familien bislang noch kaum auf hilfreiche Erfahrungen anderer oder auf Beispiele guter Praxis zurückgreifen. Familienzeitpolitik beschränkt sich immer noch auf vereinzelte Ansätze und nachhaltig wirksame Strategien sind kaum zu finden.

 

Vielfalt der Ansatzpunkte auf der kommunalen Ebene

Auch wenn explizit zeitpolitische Strategien für die kommunale Ebene noch selten sind, so heißt das noch lange nicht, dass die Kommunen keine diesbezüglich relevanten Strukturen und Angebote entwickelt haben. Die Aktivitäten, Maßnahmen und Angebote sind vielfältig, und sie prägen die Zeitvorgaben für Familien bzw. die Chancen zur Synchronisation der Zeitstrukturen. So sind zum Beispiel Informationsangebote für Familien wichtig, weil sie nicht nur die Nutzung von Entlastungsangeboten erleichtern, sondern auch Zeit fürs Suchen „sparen“. Verkehrspolitische Entscheidungen und Raumplanung beeinflussen die Notwendigkeit zur Mobilität, aber auch die Möglichkeiten, Entfernungen zu überwinden und Lebensbereiche zu verbinden. Auch dies trägt zur zeitlichen Synchronisation bei. Bildungsangebote wiederum vermitteln Zeitkompetenzen und bieten Ansatzpunkte, um Zeitprobleme zu bewältigen. Zeitrelevante kommunale Politik findet sich daher in den unterschiedlichsten Fachbereichen, vor allem jedoch im komplexen Spektrum familienpolitischer kommunaler Gestaltungsbemühungen. Es gilt daher unter anderem, mehr „Zeitsensibilität“ in die kommunale Familienpolitik zu bringen.

 

Neue Initiativen

Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Stärkung einer kommunalen Familienzeitpolitik spielen auch die lokalen Bündnisse für Familie. Nach der Veröffentlichung des 8. Familienberichts hat das Bundesfamilienministerium im Mai 2012 zunächst das Pilotprojekt „Kommunale Familienzeitpolitik“ gestartet, an dem fünf Lokale Bündnisse (unter anderem an den Standorten Aachen und Herzogenrath) teilgenommen haben. Verbessert werden soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit die Lebensqualität von Familien. Unter Beteiligung der jeweiligen lokalen Netzwerke wurden Lösungen entwickelt, die Antworten auf die örtlichen Herausforderungen bieten.

Angestoßen durch den Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp und in Kooperation mit den Lokalen Bündnissen gibt es seit dem 14. Mai 2013 die Initiative „Neue Zeiten für Familie“, an der sich zum Start 40 Großstädte in Deutschland beteiligen. Fast die Hälfte dieser Großstädte liegt in Nordrhein-Westfalen. Sie haben sich in einer gemeinsamen Erklärung verpflichtet, „Familienzeitpolitik“ zu einer kommunalen Aufgabe zu machen und unter Beteiligung aller infrage kommenden Partner vorhandene Angebote auszubauen und weitere konkrete Maßnahmen zu entwickeln.


Erstellungsdatum: 02.09.2013, letzte Aktualisierung am 04.09.2013
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