Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Handlungsbereiche

"Prävention auf kommunaler Ebene: Frühzeitige Hilfen für Familien" (Bochum)

"Prävention auf kommunaler Ebene: Frühzeitige Hilfen für Familien" (Bochum)
Mehr als 30 Fachleute aus nordrhein-westfälischen Kommunen kamen am 11. Oktober 2011 in Bochum zusammen, um sich zum Thema Prävention auszutauschen. Beispiele aus der kommunalen Praxis gaben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Impulse für die eigene Arbeit vor Ort.

 

Ohne die Eltern geht es nicht

Wie wichtig der Einbezug von Familien bei präventiven Maßnahmen für Kinder ist, machte Dr. Banu Citlak vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) der Ruhr-Universität Bochum mit ihrem einführenden Beitrag deutlich. Sozialraumbezogene Maßnahmen spielen hierbei eine besonders wichtige Rolle. Sie begleiten Kinder über lange Entwicklungsphasen hinweg und leisten gezielte Beiträge zur Unterstützung der Familien, vor allem dann, wenn sie auf dem Weg über bereits bekannte Institutionen erreicht und genutzt werden können.

Gleich vier Kommunen, die sich in besonderer Weise des Themas Prävention angenommen haben, stellten ihre Vorgehensweise den Teilnehmenden vor. Sie alle sehen in der gezielten Unterstützung der Familien einen wichtigen Ansatzpunkt.

 

Mönchengladbach: Sozialarbeiterinnen kooperieren mit Familienzentren und Grundschulen

Das Projekt HOME – Hilfe und Orientierung für Mönchengladbacher Eltern in Eicken und Mülfort – wurde vom städtischen Sozialplaner Gerhard Kalter vorgestellt. In Mönchengladbach soll eine nachhaltige Unterstützung der präventiven Arbeit mit Familien sowohl durch zusätzliche Finanzmittel als auch durch zusätzliches Personal erreicht werden. Drei Sozialarbeiterinnen sind seit Projektbeginn für die Verbesserung der psychosozialen Versorgung der Familien zuständig. Sie kooperieren insbesondere mit den Familienzentren vor Ort, sind aber auch an den Grundschulen aktiv. Konkret werden etwa individuelle Beratung von Eltern, Vermittlung von Hilfen sowie die Unterstützung der Schulsozialarbeit angeboten. Eine Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements sowie die enge Zusammenarbeit mit den vor Ort tätigen Kooperationspartnern gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Mitarbeiterinnen. Das Projekt ist zunächst für die Dauer von drei Jahren angelegt und wird in zwei Stadtteilen durchgeführt. Es wird durch die Universität Bielefeld wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

 

Essen: Hilfen für junge Familien in schwierigen Situationen

Beim Projekt „Sicherer Start – Chancen geben“ arbeiten das CJD Zehnthof Essen und die Jugend- und Gesundheitshilfe der Stadt Essen eng zusammen. Vorgestellt wurde die Arbeit von Daniela ten Thije (Stadt Essen) und Sabine Heimershoff (CJD Zehnthof). Ziel ihrer Arbeit ist es, die Versorgungs- und Erziehungskompetenzen der Eltern zu verbessern, Überforderungssituationen zu vermeiden und die Früherkennung von Krankheiten und Fehlentwicklungen von Kindern zu verbessern. Angesprochen werden vor allem Schwangere und Paare mit Säuglingen in schwierigen Situationen und/oder mit unzureichendem familiären Rückhalt bzw. unzureichendem Zugang zum Gesundheitssystem. Geboten wird wohnortnahe Unterstützung wie z.B. erste Informationen über familienorientierte Angebote, Weitervermittlung an andere Stellen oder der Einsatz von speziell geschulten Hebammen und Kinderkrankenschwestern. Wichtig ist dabei auch eine schriftliche Vereinbarung mit den Eltern über die zu erbringenden Hilfen. Die Vermittlungsstelle schult und begleitet die Hebammen und unterhält enge Kooperationsbeziehungen mit einer Vielzahl von Partnereinrichtungen.

 

Dortmund: Konsequente Sozialraumorientierung

„Potenziale entwickeln – Prävention und frühe Förderung“. Unter dieser Überschrift präsentierte der Leiter des Familienprojektes, Klaus Burkholz, den Dortmunder Präventionsansatz. In den Modulen Willkommensbesuch, Ernährung, Bewegung, Entwicklung und Kontakt/Austausch werden dort in konsequenter Sozialraumorientierung niedrigschwellige Angebote für Familien entwickelt und angeboten. Sie umfassen zum Beispiel Informationen  und Hilfestellungen zur neuen Lebenssituation im Rahmen der Willkommensbesuche, die Vermittlung von Ernährungsprogrammen speziell für bildungsferne Familien oder mobile, wohnortnahe Bewegungsangebote. Eine Förderung von Kontakt und Austausch zwischen den Familien findet unter anderem in Elterntreffs und „Cafés“ statt. Quartiersbezogene Bildungsketten ermöglichen Verbindlichkeiten, gestalten Übergänge und erreichen somit Kontinuität in der präventiv ausgerichteten Bildungsarbeit. Schlüsselfaktoren einer gelingenden Prävention sind unter anderem ein gelingender Zugang zu den Angeboten sowie die Vernetzung unter den Anbietern.

 

Monheim: Schlüsselrolle der Familienhebammen

Sandra Pantuschky stellte den Monheimer Ansatz vor. In Monheim wurde im Berliner Viertel ein Gesamtkonzept zum Aufbau einer Präventionskette von der Geburt bis zur Berufsausbildung entwickelt. Das Projekt Mo.Ki - Monheim für Kinder setzt auf „Begegnung, Beratung, Begleitung, Betreuung und Bildung“. Neben Hausbesuchen bei Familien mit Neugeborenen werden im „Café“ unterschiedliche Angebote zur Verfügung gestellt: Familiensprechstunde, Familienbildung, Interkulturelle Treffs und vieles mehr. Familienhebammen vermitteln zu Beratungsstellen und Familienbildungsangeboten, führen Hausbesuche im Rahmen der Prävention durch, arbeiten mit ASD, Gesundheitsamt und niedergelassenen Frauenarztpraxen zusammen und bieten Hebammensprechstunden an. Im Rahmen der Qualitätssicherung verfolgt man in Monheim einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Partizipation, Integration, kulturelle Teilhabe, Öffentlichkeitsarbeit und die Kooperation mit anderen Institutionen großgeschrieben werden. Entscheidend ist dabei das aktive Bemühen um die Familien. „Hinterher laufen ist das Wichtigste“, so ein abschließendes Resümee der Referentin, die selbst als Familienhebamme im Monheimer Projekt tätig ist.

 

Prävention: ein Thema mit vielen Facetten

In der Diskussion wurde deutlich, dass das Thema Prävention für die Kommunen immer noch eine große Herausforderung darstellt. Aufgeteilt auf vier Entwicklungsphasen trugen die Teilnehmenden die aus ihrer Sicht wichtigsten Ansatzpunkte für eine gelingende Prävention zusammen. Hierzu gehören für das Alter null bis sechs Jahre zum Beispiel der Aufbau von Sprachkompetenzen sowie von Erziehungskompetenzen der Eltern, Bindungsaufbau, aber auch eine Vermeidung von Isolation und der Aufbau von Unterstützungsnetzwerken wurden genannt. Für ältere Kinder geht es unter anderem um Medienkompetenzen und Suchtprävention. Vieles war den Teilnehmenden grundsätzlich und unabhängig vom Alter der Kinder wichtig, wie zum Beispiel Bewegungsangebote, Schulung der Konfliktbewältigung, Wertevermittlung, Stressbewältigung oder Gesundheitsverhalten.

 

Erziehungskompetenz, Bindungsaufbau und Vernetzung sind wichtige Themen

Mit drei selbst gewählten Themen beschäftigten sich die Fachleute ausführlicher in Arbeitsgruppen. Für eine „Stärkung der Erziehungskompetenz“ wurden dabei vor allem eine Orientierung an den vorhandenen Ressourcen und eine positive Sichtweise auf das elterliche Verhalten hervorgehoben. Wichtig sei es dabei auch, die Eltern „raus aus dem Alltag“ zu bringen und zum Beispiel über die Arbeit in Familienfreizeiten Spaß am Elternsein zu vermitteln. Eine zweite Arbeitsgruppe befasste sich mit dem Thema „Bindungsaufbau“. Die wichtigste Herausforderung liegt in der Sicht der Fachleute darin, niedrigschwellige Angebote bereit zu halten und den Zugang zu den Eltern zu finden. Für die „Vernetzung bei den frühen Hilfen“ sahen die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe insbesondere die Notwendigkeit von horizontaler und vertikaler Vernetzung. Verbindliche Vereinbarungen könnten zum Beispiel durch Leitbilder/Leitideen und durch eine politische Rückendeckung gestärkt werden.

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