Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen

Familienmanagertreffen

"Wir leben vom Einmischen": Familienmanager zu Gast beim Familien-Projekt der Stadt Dortmund

Familienmanager/-innen sitzen um einen Tagungstisch
Die konkrete Arbeit der Familienmanager vor Ort am Beispiel der Stadt Dortmund sowie die Einsatzmöglichkeiten der Balanced Scorecard (BSC), eine Managementmethode, die die Strategie einer Organisation aus verschiedenen Perspektiven in Zielen und Kennzeichen transferiert, standen im Mittelpunkt des 4. Treffens der Familienmangerinnen und- manager am 18. Februar 2010 in den Räumen des Familien-Projektes der Stadt Dortmund.
19 Teilnehmende waren der Einladung gefolgt. Kordula Leyk, eine der zertifizierten Familienmanagerinnen der "ersten Stunde" und Mitarbeiterin im Familien-Projekt, hatte die Zusammenkunft in Kooperation mit dem IQZ organisiert. Die Treffen der Familienmanager, die dem Austausch, der Vernetzung und der Qualifikation dienen, finden regelmäßig im Auftrag des nordrhein-westfälischen Familienministeriums statt.

 

Der Dortmunder Prozess: Breiter Konsens für Familienfreundlichkeit

Klaus Burkholz, Leiter des Familien-Projektes Dortmund, skizzierte, welche Prozesse und Umstrukturierungen die Stadt Dortmund in den letzten zehn Jahren auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit durchlaufen hat. In seinem interessanten Vortrag stellte der Experte heraus, dass vor allem die breit angelegte Entwicklung einer familienpolitischen Leitlinie die Grundlage für die strategische Ausrichtung der kommunalen Familienpolitik geschaffen habe.

Der intensive Diskurs im Rahmen der Entwicklung der Leitlinie habe zu einem Konsens zwischen Politik, Verwaltung und Bürgern geführt, vor dessen Hintergrund schließlich das Familien-Projekt initiiert werden konnte.

Klaus Burkholz bei seinem Vortrag
  • "Die Kommunen müssen sich für Familien stark machen": Klaus Burkholz, Leiter des Familienprojektes der Stadt Dortmund.
"Die Kommunen müssen sich für Familien stark machen, da die Attraktivität und damit die Zukunft der Städte davon abhängig sind," so Klaus Burkholz. Ein gemeinsames Bewusstsein sei wichtig und bedürfe der Pflege und Erneuerung. Daher hat sich die Stadt Dortmund für dieses Jahr die Weiterentwicklung der Leitlinie zu einem Leitbild auf die Agenda geschrieben.

Hinweis: Eine ausführliche Schilderung der Entwicklung der familienpolitischen Leitlinie in der Stadt Dortmund finden Sie in unserem Portal.

 

Koordination und Bündelung: Das Familien-Projekt als Instrument der Steuerung

Das Familien-Projekt stellt eine eigenständige und langfristig angelegte Organisationseinheit innerhalb der Verwaltung dar und soll den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen, indem es die Querschnittsaufgabe Familienpolitik koordiniert und bündelt.

Auf zentraler Ebene versteht es sich als Steuerungsinstanz für die Weiterentwicklung familienfreundlicher Strukturen – die Vernetzung von kommunalen Akteuren, freien Trägern und engagierten Bürgern steht hierbei im Mittelpunkt.

Vor allem Aspekte der fachlichen Abgrenzung und eine gute Kooperation mit anderen Verwaltungseinheiten sind zentral für den Wirkungsgrad einer solchen Steuerungsinstanz, so der Tenor der Diskussion. Es sei wichtig, klare Zuständigkeiten zu schaffen, um Parallelstrukturen zu vermeiden.

 

12 Familienbüros vor Ort: Anlaufstellen und Willkommensbesuche

In Dortmund gibt es im Rahmen des Familien-Projektes 12 Familienbüros, die in den Stadtteilen als Service- und Anlaufstelle für Eltern und Familien fungieren. Andrea Schmidt arbeitet im Familienbüro Innenstadt-Ost. Grundlage für das Engagement vor Ort, so sagte Andrea Schmidt, war zunächst die persönliche Ansprache der verschiedenen familienrelevanten Institutionen und Anbieter. Wichtig für die Akzeptanz und Kooperation auf Augenhöhe war es, die eigene "Lotsenfunktion" deutlich zu machen. Nicht Konkurrenz, sondern Bündelung der vorhandenen Angebote bestimme die Arbeit vor Ort.

Mit Willkommensbesuchen werden Familien in Dortmund über Betreuungs-, Freizeit-, und Förderungsmöglichkeiten informiert. Gleichzeitig werden die Bedarfe der Familien erfragt und anschließend in einem Statistiksystem dokumentiert. So werden Anfragen zentral gesammelt und können in weitere Planungsprozesse einbezogen werden.

Ähnliche Willkommensbesuche, so das Feedback der Teilnehmenden, finden auch in "ihren" Kommunen statt. Die Inanspruchnahme eines solchen Besuches variiert stark zwischen den Kommunen: Während in einigen sämtliche Familien das Angebot annehmen, liegt die Inanspruchnahme in anderen bei etwa 65%. Vor allem "Problemfamilien", so die Erfahrung einiger Familienmanager, stünden entsprechenden Angeboten kritisch gegenüber. Um sie besser erreichen zu können, müssten andere Wege gewählt werden.

 

Zusammenschluss mit Gleichgesinnten: Veränderungen mit gestalten

Strategien einer Organisation aus verschiedenen Blickwinkeln in Kennzahlen und Ziele transferiert die Managementmethode Balanced Scorecard (BSC). Beatrix Schwarze, Mitarbeiterin im IQZ, zeigte auf, wie die BSC als ein mögliches Instrument zur Steuerung eines Managements für Familien umgesetzt werden kann. Die BSC, so wurde deutlich, bietet sich zur Steuerung durch Zielvereinbarungen, aber auch zur Nutzung im Zusammenhang mit anderen betriebswirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten an.

Evaluationen, die die Wirkungen familienfreundlicher Maßnahmen aufzeigen, werden nach Meinung der Familienmanager besonders in Zeiten knapper Kassen immer wichtiger. Oft aber sind es gerade freiwillige Leistungen, mit denen Kommunen Maßnahmen mit dem Ziel der Familienfreundlichkeit unterstützen. Daher sei es notwendig, den Erfolg der eingesetzten Mittel zum Beispiel durch Kennzahlen konkret und praktisch nachzuweisen.

Die Fachleute berichteten, dass alle Kommunen Kennzahlen erheben würden. Oft würden sie aber nicht gebündelt, Anlässe und Zuständigkeiten seien unklar. Dabei könnten diese Daten auch genutzt werden, um eine Lobby für bestimmte Themen zu schaffen und Betroffenheit zu generieren. Die teilweise fehlende Bereitschaft, Kennzahlen zu bestimmen, läge mitunter an mangelnder Zielgenauigkeit. Daten seien oft vorhanden und Indikatoren ließen sich vereinbaren.

"Wir müssten uns gar nicht so schwer mit der Identifizierung von Kennzahlen tun", so ein Teilnehmer. Allerdings würden die Festlegung von überprüfbaren Zielen, die Bekanntmachung des Ist- und die Festlegung eines Soll- Zustandes sowie die Überprüfung durch Kennzahlen nicht überall gern gesehen.

Vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen nehme mitunter auch die Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich auf Kennzahlensysteme einzulassen und bei Veränderungen mitzugehen, ab. Bei Gründung von Personalagenturen würden Mitarbeitende, die bislang freiwillige Leistungen erbracht haben, für Pflichtaufgaben eingesetzt. Das erschwere es, Veränderungen mit gestalten zu können. Persönliches Engagement und ein Zusammenschluss mit Gleichgesinnten vor Ort seien oftmals der einzige Weg, Gestaltungsmöglichkeiten zu erschließen. "Wir leben vom Einmischen", schilderte ein Teilnehmer die Situation der Familienmanager vor Ort.

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