Werkstattreihe
"Familie kommt an. Kommunales Management in den Kreisen Nordrhein-Westfalens" (Siegen)
- Modell des Kreises Siegen-Wittgenstein vorgestellt
- Das "Gemeindemodell": Alle frühzeitig mit ins Boot genommen
- Familienpolitik betrifft mehrere Politikebenen
- Besondere Herausforderungen für die Kreise
- Gute Ansatzpunkte: Das Siegen-Wittgensteiner Modell
- Worin liegt die Aufgabe der Kreise?
- Kreis-Familienpolitik voranbringen: Tipps für Vorgehensweisen und Strukturen
Modell des Kreises Siegen-Wittgenstein vorgestellt
Auf großes Interesse ist der erste Workshop unter dem Motto "Familie kommt an. In den Kreisen Nordrhein-Westfalens" am 21. August 2008 in Siegen-Weidenau gestoßen. Der Workshop zum Thema Kreisfamilienpolitik wurde im Rahmen der Werkstattreihe der Landesinitiative "Familie kommt an. In Nordrhein-Westfalen" durchgeführt. Damit fand in diesem Jahr bereits der fünfte Workshop im Rahmen der Werkstattreihe statt. Das nordrhein-westfälische Familienministerium hat die Landesinitiative im Herbst des vergangenen Jahres gestartet, um Kommunen dabei zu unterstützen, optimale und nachhaltige Rahmenbedingungen für Familien vor Ort zu gestalten.Mit der Veranstaltung in Siegen-Weidenau haben das Familienministerium und das IQZ den Wunsch vieler Kreise aufgegriffen, die Umsetzung von Familienfreundlichkeit speziell unter den besonderen Bedingungen von Kreisen unter die Lupe zu nehmen. Der Workshop am 21. August wurde in Kooperation mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein ausgerichtet. Landrat Paul Breuer, gleichzeitig Vorsitzender des Sozialausschusses des Landkreistages, und Sozialdezernent Helmut Kneppe stellten zu Beginn das familienpolitische Konzept des Kreises Siegen-Wittgenstein vor.
Das "Gemeindemodell": Alle frühzeitig mit ins Boot genommen

- Helmut Kneppe (Sozialdezernent Kreis Siegen-Wittgenstein)
Familienpolitik betrifft mehrere Politikebenen
Für den nordrhein-westfälischen Städte- und Gemeindebund hob Horst Gerbrand noch einmal deutlich hervor, dass Familienpolitik nicht nur auf der Bundesebene und auf der Landesebene, sondern auch in den Kreisen und in den Gemeinden und Städten verankert sein muss, damit es den Familien gut gehen kann.
Besondere Herausforderungen für die Kreise
Für Kreise stellt sich (im Unterschied zu den Gemeinden und Städten) ein besonderer Handlungsbedarf, der auf die Familienfreundlichkeit einer ganzen Region zielt. Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden befinden sich grundsätzlich in einem Standort-Wettbewerb mit den größeren Städten. Dies wird bei der politischen Planung häufig ignoriert, und stattdessen wird der Wettbewerb unter den kleinen Städten und Gemeinden in den Vordergrund gestellt.Die Gemeinden sind zudem in der Regel in ganz besonderem Maße auf Eigenständigkeit bedacht. Fehlt jedoch der Blick über den gemeindlichen „Tellerrand“ hinaus, kann dies die Aufgabenerfüllung der Kreise und eine zukunftsweisende Regionalpolitik erschweren.
Gute Ansatzpunkte: Das Siegen-Wittgensteiner Modell
Die Diskussionen im Plenum sowie in den Arbeitsgruppen haben deutlich gemacht, dass es keine Patentlösungen geben kann. Das liegt daran, dass die Kreise sehr unterschiedlich strukturiert sind (z.B. hinsichtlich der Größe der Gemeinden, des Verhältnisses von städtischen und ländlichen Strukturen, der Anzahl der Jugendämter, der Art und der Anzahl der Akteure). Insofern kann das Siegen-Wittgensteiner Modell nach Meinung der meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer gute Ansatzpunkte und Ideen bieten, seine vollständige Übertragbarkeit wurde jedoch als schwierig erachtet.
Worin liegt die Aufgabe der Kreise?
Es gibt keinen „Königsweg“ in der kommunalen Familienpolitik – in den Städten und Gemeinden genau so wenig wie in den Kreisen. Es gibt vielmehr viele Ansatzpunkte, die ein Kreis wählen kann. Das hat auch der Workshop noch einmal deutlich machen können. Siegen-Wittgenstein hat den Weg zusammen mit den Kommunen z.B. über das Thema „Leben und Wohnen im Alter“ genommen. Andere Kreise setzen bei der demographischen Entwicklung, der Familienberichterstattung oder bei der Wirtschaftsförderung an.Es gibt darüber hinaus sehr viele unterschiedliche Beispiele, wie man mit konkreten Einzelprojekten auf die Situation von Familien im Kreis Einfluss nehmen kann. Jeder Kreis muss auch hier seinen eigenen Weg finden, kann aber von den guten Beispielen aus anderen Kreisen profitieren. Hierfür hat der Austausch im Workshop gute Grundlagen geliefert.
Kreis-Familienpolitik voranbringen: Tipps für Vorgehensweisen und Strukturen
Auch wenn Patentlösungen nicht möglich sind: Man kann auf der Grundlage des Austauschs unter den Teilnehmenden Vorgehensweisen und Strukturen benennen, die grundsätzlich förderlich sind, um eine Kreis-Familienpolitik voran zu bringen:- Ein gemeinsames Vorgehen mit den Gemeinden und Städten sowie frühzeitige gegenseitige Informationen und Abstimmungen
- Die frühzeitige Einbeziehung aller für Familien relevanten Verwaltungsbereiche (keine Beschränkung auf das Jugendamt)
- Ein Bewusstsein im Kreis für die eigene Aufgabe als Serviceeinrichtung für die kreisangehörigen Gemeinden und Städte
- Eine Offenheit in den Städten und Kreisen für die Schaffung einer regionalen Identität
- Eine klare strategische Ausrichtung, zu der ein entsprechendes Leitbild und eine entsprechende politische Absicherung über Ausschuss- und Kreistagsbeschlüsse gehört
- Eine Verwaltungsspitze, die voll und ganz hinter dieser Ausrichtung steht
- Eine gute Informationslage über die Verhältnisse vor Ort, wie sie z.B. mit einer möglichst fortgeschriebenen Familienberichterstattung erzielt werden kann.
- Die Schaffung von Strukturen und Verantwortlichkeiten, bei der aber Doppelstrukturen vermieden werden. (Kreise sollten dort einspringen, wo in den Gemeinden Lücken bleiben)
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben abschließend die Initiative zur Durchführung des Workshops zum Thema Kreisfamilienpolitik ausdrücklich begrüßt und sich eine Folgeveranstaltung gewünscht.
Weitere Veranstaltungen des IQZ im Jahr 2008
- "Kommunale Familienberichterstattung – Ergebnisse zu Familien mit Zuwanderungsgeschichte im Vergleich" (Mülheim)
- "Beteiligung von Familien im Rahmen des kommunalen Familienmanagements – aber wie?" (Oberhausen)
- "Familienfreundlichkeit – Die Kommunalverwaltung im Fokus" (Bochum)
- „Beteiligung von Familien“ (Oberhausen)